What happened to “Buddhist logic” in China? A look beyond hetu-vidyā.

Abstract

Nach gängiger Auffassung war das Studium der so genannten "buddhistischen Logik" (S. hetu-vidyā, Ch. yinming 因明) in China eine kurze und nebensächliche Episode, die am Ende der Tang-Zeit (618-907) praktisch zum Scheitern verurteilt war. Dieser frühe Niedergang wurde oft auf kulturelle und philosophische Faktoren zurückgeführt, wie z. B. ein angebliches Desinteresse der chinesischen buddhistischen Mönche an der indischen Logik und Erkenntnistheorie oder die Dominanz praktischer Strömungen des Buddhismus, wie Chan und Reines Land. Die bescheidene "Wiederbelebung" der Yinming-Studien in der späten Ming-Zeit (1368-1644) deutet jedoch darauf hin, dass die Buddhisten des späten kaiserlichen Chinas dem Thema nicht einheitlich gleichgültig oder ablehnend gegenüberstanden. In meinem Vortrag werde ich versuchen, diese Frage weiter zu untersuchen und versuchsweise das grundlegende Spektrum der Annahmen zu rekonstruieren, die späte Ming-Autoren in Bezug auf den Wert und die Bedeutung von Argumenten und Begründungen hatten. Auch wenn diese Annahmen nicht immer explizit formuliert wurden, so lassen sie sich doch aus verschiedenen Textquellen rekonstruieren: Vorworte zu den Traktaten, die von Yinming-Erweckern geschrieben wurden, theoretische Überlegungen zum Chan und zur Praxis des Reinen Landes sowie Lehrdebatten mit anderen Buddhisten und mit jesuitischen Kritikern des Buddhismus. Dieser zweideutige und diffuse Status der "buddhistischen Logik" im späten kaiserlichen China wirft eine allgemeinere Frage auf: nämlich die, wie man das chinesische buddhistische Denken nach der Tang-Zeit "aus sich selbst heraus" verstehen kann, ohne sich auf vorgefasste Meinungen aus der zeitgenössischen Philosophie oder dem Studium anderer buddhistischer Traditionen zu verlassen.

Bite beachten Sie, dass die Vortragssprache Englisch sein wird!