Zur langen Dauer judenfeindlicher Agitation im 19. Jahrhundert
Dr. Nicolas Berg (Simon-Dubnow-Institut, Leipzig): Verdacht, Verrat, Verschwörung - Zur langen Dauer judenfeindlicher Agitation im 19. Jahrhundert.
Zum Vortrag
In den Geschichts- und Sozialwissenschaften wird gemeinhin zwischen der vormodernen Judenfeindschaft und dem modernen Antisemitismus differenziert, so als handele es sich um eine kategoriale Unterscheidung. Tatsächlich verändert oder verwandelt sich die Terminologie antijüdischer Anfeindungen und Schmähungen, sozusagen die Selbstbegründungen der Hetze. Demgegenüber aber bleibt ihre alles entscheidende Struktur gleich oder doch sehr ähnlich: Die Hermeneutik der Verdächtigung, das gestreute Gerücht über Verrat und Betrug, das Aufhetzen der Massen durch Verschwörungserklärungen. Der Vortrag widmet sich einem der wirkmächtigsten Gerüchte in der Geschichte überhaupt, der Judenfeindschaft; an ausgewählten Quellen des 19. Jahrhunderts wird dabei v. a. die sprachliche Herstellung von Hass untersucht, der Motiv, Ziel und Ergebnis derjenigen ist, die Gerüchte über Juden prägen und weitertragen.