Für diese Hausarbeiten gab es eine besondere Belohnung: den mit insgesamt 1500 € dotierten Gerd-Triller-Preis der Leipziger Notenspur e.V.. Beworben hatten sich mehrere Master-Studierende der Musikwissenschaft mit eigenen Forschungsarbeiten zur Leipziger Musikgeschichte. Gefragt waren neue Erkenntnisse zur Musikausübung abseits der berühmten Konzertstätten, also in Gaststätten, Gärten oder anlässlich von Ausstellungen.
Dazu untersuchte Noomi Bacher die Leipziger Zeitung aus den Jahren 1820–26, insbesondere die Konzertankündigungen und Anzeigen. Dabei entdeckte sie eine große Fülle von musikalischen Begleitprogrammen an Orten, die heute eher als Straßennamen Bekanntheit genießen (Brandvorwerk, Papiermühle, Funkenburg). Hier befanden sich „Kuchengärten“ mit sommerlicher Konzert-Darbietung, oft mit Blaskapelle und ohne Eintritt.
Viola Meny legte ihren Fokus auf einen bestimmten Stadtteil, den Westen mit Plagwitz und Lindenau, und reichte eine Arbeit unter folgenden Titel ein: Musik in Wirtshausgärten im Leipziger Westen im Spiegel der Leipziger Westend-Zeitung von 1896. Ihre Quellenlage war insofern besonders, als es kurzzeitig sogar eine eigene Stadtteil-Zeitung gegeben hatte. So mag aus heutiger Sicht erstaunen, dass sich jene Viertel damals zur Ausflugsgegend mit reicher Musiktradition in Wirtshausgärten etabliert hatten.
Beide Studentinnen konnten in den historischen Zeitungen nur wenige Hinweise zu den genauen Musiktiteln entdecken. Doch schon diese kurzen Ankündigungen lassen erahnen, was das Publikum damals in Scharen in den Kaffeegarten zog: „Bessere Kavalleriemusik“, „Großes Tiroler Konzert“, „Konzert à la Strauss“ oder z.B. „Schlittenfahrt von Mozart“.
Hintergrund: Die Notenspur Leipzig e.V., der Musikpavillon, die Fa. E. Wiedenmann e.K., und die Agentur für Begleitmusik & Konzerte, Mike Demmig, loben gemeinsam den „Gert-Triller-Preis für Musikkultur“ – nun schon zum dritten Mal – aus. Gerd Triller (1934–2015), ein Kranfahrer und Transportfacharbeiter, hatte der Notenspur einen Teil seines Erbes vermacht. Daraus entwickelten die Mitglieder einen Preis, der alljährlich zur Erforschung der Leipziger Musikkultur „im Grünen“ vergeben wird. Denn Gerd Triller bevorzugte zeitlebens
die kulturelle Aktivität im Freien gegenüber dem traditionellen Konzertsaal.
— Birgit Heise