erster Opernsalon des Jahres 2024 in der MittwochsLounge
„Antisemitismus und Oper“
Unser Gast Jürgen Otten ist ausgebildeter Pianist, Dramaturg und als Musikjournalist für zahlreiche Zeitungen und Journale tätig. Er ist Chefredakteur der Zeitschrift Opernwelt und ein ausgewiesener Kenner des Musiktheaters in Geschichte und Gegenwart. Der Opernsalon bietet neben seinem einführenden Vortrag ins Thema auch ausführliche Gelegenheit zur Diskussion. Moderiert wird das Gespräch von Günther Heeg, Anna Kuhn und Lydia Wilinski.
Es wäre uns eine große Freude, Sie zum ersten Opernsalon im Jahr 2024 begrüßen zu können!
Der grauenerregende und an Brutalität kaum überbietbare Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat nicht nur schier unglaubliches Leiden mit sich gebracht, eine neue inhumane Stufe der Eskalation »gezündet« und religiös-weltanschauliche Gräben vertieft – er hat erschreckenderweise auch jenen virulenten Antisemitismus, der selbst in aufgeklärten Gesellschaften unter der demokratischen Oberfläche gegenwärtig ist, wiederbelebt. Antisemitismus ist, so traurig diese Diagnose anmutet, in gewisser Weise (und selbst an einigen europäischen und US-amerikanischen Universitäten) wieder gesellschaftsfähig geworden.
Auch in der Geschichte der Oper bildet sich diese antiaufklärerische Bewegung über die vergangenen zwei Jahrhunderte immer wieder ab. Deshalb ist es an der Zeit und ein Bedürfnis, das Verhältnis zwischen Oper und Antisemitismus genauer zu untersuchen, um die tieferliegenden Wurzeln des Antisemitismus freizulegen.
Anlass des Diskurses bilden Bühnenwerke von Richard Wagner, Jacques François Fromental Halèvy und Mieczysław Weinberg, die entweder antisemitische Tendenzen in sich bergen oder den in einer (vorwiegend christlich verfugten) Gesellschaft grassierenden Antisemitismus und dessen Folgen (zu denen auch seine Verdrängung zählt) thematisieren.