Das Antikenmuseum stellt sich vor.

Das Antikenmuseum der Universität Leipzig zeigt in der öffentlich zugänglichen Lehr- und Studiensammlung in der Alten Nikolaischule bemalte Vasen, Marmorskulpturen, Terrakottafiguren und Tonreliefs, Statuetten und Geräte aus Bronze, tönerne Lampen und Gläser der griechisch-römischen Antike.

Das Museum wurde 1840 gegründet und ist damit eine der ältesten und bedeutendsten Sammlungen griechischer und römischer Altertümer an deutschen Universitäten. Neben der Skulpturensammlung der staatlichen Kunstsammlungen Dresden ist es heute Sachsens einziges Museum, das umfassend über die griechisch-römische Antike informiert.

Das Antikenmuseum vereint in seinem Bestand knapp 10.000 originale Gegenstände antiker Kleinkunst und Skulptur aus den Ländern des Mittelmeerraums und der angrenzenden Regionen. Zum Museum gehört außerdem die Sammlung von über 600 Gipsabgüssen griechischer und römischer Marmor- und Bronzewerke aus allen bedeutenden Antikenmuseen der Welt. Sie ist derzeit nur zu Lehr- und Forschungszwecken zugänglich, wechselnde Ausstellungen in der Schaufenstergalerie des Lehrbereichs Klassische Archäologie in der Ritterstr. 14 ermöglichen jedoch einen kleinen Einblick in diese Sammlungsbestände.

Besucherinnen und Besuchern steht ein breites Ausstellungs- und Vermittlungsangebot offen. Dazu gehören neben Sonderausstellungen und museumspädagogischen Angeboten für Kinder, Schulklassen und Erwachsene auch Publikationen zu Einzelstücken oder größeren Sammlungsgebieten, regelmäßige Vorträge und Veranstaltungen. Zudem ist das Antikenmuseum im Rahmen verschiedener Kooperationen in die universitäre Lehre und Forschung eingebunden. 

1735 bis 1836

Als Johann Friedrich Christ (gest. 1756) im Jahre 1735 mit seiner Vorlesung "antiquitates Romanas interpretabor" die archäologische Lehrtätigkeit an der Universität Leipzig begründete, wollte er die Ausbildung nicht nur auf theoretische Abhandlungen beschränkt wissen. Um den Studierenden die unmittelbare praktische Anschauung antiker Denkmäler zu ermöglichen, legte er ihnen Münzen, Gemmen und andere Antiken aus eigenem Besitz vor. Ebenso wenig wie die Universität besaß nicht jeder der Gelehrten nach Christ eine Antikensammlung, so dass man sich im Unterricht hauptsächlich mit Abbildungen von Antiken in Kupferstichwerken begnügen musste. Mit dem Wachstum des Lehrfaches wurde die Einbeziehung von Abgüssen und originalen Antiken bei der studentischen Ausbildung immer unentbehrlicher. Nachdem sich 1834 eine "Antiquarische Gesellschaft" an der Universität konstituiert hatte, entschied das Ministerium, durch die Einrichtung einer Lehrsammlung, die Möglichkeiten dafür zu schaffen.

1836 bis 1846

Nach der Bereitstellung entsprechender Mittel konnte Wilhelm Adolf Becker (1796-1846) ab 1836 mit dem eigentlichen Aufbau einer Lehrsammlung beginnen. 1840 trafen die ersten Gipsabgüsse und griechischen Vasen in Leipzig ein. Sie bildeten den Grundstock des Antikenmuseums und fanden im ehemaligen Konviktsaal des Mittelpaulinums ein festes, wenn auch noch sehr provisorisches Domizil. Räumliche Verbesserung brachte drei Jahre darauf der Umzug in das von dem Architekten Adolf Geutebrück errichtete Fridericianum an der Schillerstraße. Im Verlauf der Zeit um Räume benachbarter Grundstücke erweitert, entstand hier ein bereits repräsentativ zu nennendes Museum, von dessen Ausstattung wir in einer Beschreibung der archäologischen Sammlung aus dem Jahre 1859 eine gute Vorstellung bekommen. Obwohl als Lehrsammlung konzipiert, stand das Antikenmuseum seit seinem Gründungsjahr dem Publikum offen und begann somit über den universitären Kreis hinaus als öffentliche Einrichtung zu wirken.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Konviktsaal des Mittelpaulinums der Universität. Von 1840 bis 1843 erster Aufstellungsort der Archäologischen Sammlung.
Konviktsaal des Mittelpaulinums der Universität. Von 1840 bis 1843 erster Aufstellungsort der Archäologischen Sammlung.

1847 bis 1853

Mit dem Archäologen und Musikwissenschaftler Otto Jahn (1813-1869), der etruskische Altertümer, die ersten figürlichen Terrakotten, antike Bronzegeräte und archäologisch wichtige Abgüsse erwarb und damit den Grundstock einer soliden, sich ständig erweiternden Lehrsammlung schuf, fand die erste Phase des Aufbaus der Sammlung ihren Abschluss.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Fridericianum in der Schillerstraße. 1943 zerstört. Das Erdgeschoss beherbergte von 1843 bis 1881 die Archäologische Sammlung.
Fridericianum in der Schillerstraße. 1943 zerstört. Das Erdgeschoss beherbergte von 1843 bis 1881 die Archäologische Sammlung.

1853 bis 1895

Dem bürgerlichen Bildungsbewusstsein entsprechend widmete sich Johannes Overbeck (1826-1895) in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vorrangig dem Ausbau der Abguss-Sammlung. Deren wissenschaftliche Bedeutung als perfekte Dokumentation griechischer und römischer Plastik war ihm so wichtig, dass er auf den Erwerb von Originalen völlig verzichtete. Dichte Reihen von Abgüssen aus allen Gattungen und Perioden der Antike sollten eine historische Übersicht sämtlicher Phasen der Stil- und Formentwicklung bieten und zugleich einen Eindruck vom Schaffen einzelner Bildhauer und ihrer Schulen geben. Sein Vermächtnis ist die Schaffung einer monumentalen Lehr- und Schausammlung, die im Urteil der Zeitgenossen hinsichtlich ihrer Auswahl zu den besten Deutschlands gehörte. Der rasche Zustrom an Abgüssen ließ den Raum für die Antiken im Fridericianum bald zu eng werden. Im Alten, von Schinkel und Geutebrück errichteten Augusteum konnten sie 1881 in mehreren großen Ausstellungssälen kunstgeschichtlich geordnet eine neue Heimstatt finden.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Das von A. Geutebrück 1836 errichtete Augusteum mit der Paulinerkirche. Die Archäologische Sammlung bezog 1881 mehrere Räume und Säle an der Kirchseite.
Das von A. Geutebrück 1836 errichtete Augusteum mit der Paulinerkirche. Die Archäologische Sammlung bezog 1881 mehrere Räume und Säle an der Kirchseite.

1896 bis 1929

Die nachhaltigste Prägung verdankt das Antikenmuseum Franz Studniczka (1860-1929). Wie sein Vorgänger setzte er den Ausbau der bewährten Abguss-Sammlung fort. In Lehre und Forschung verwendete er die Abgüsse besonders intensiv und zeigte sie in den sogenannten "Sonntagsvorträgen" einem interessierten und begeisterungsfähigen Leipziger Publikum. Ab der Jahrhundertwende erwarb Studniczka zunehmend wieder antike Originale. Neuerwerbungen und bedeutende Schenkungen in- und ausländischer Mäzene ließen das Leipziger Antikenmuseum binnen weniger Jahrzehnte zu einer der bedeutendsten Universitätssammlungen Deutschlands anwachsen. Zu Beginn seiner Amtszeit vollendet Studniczka den Umzug der archäologischen Einrichtungen in den großartigen historistischen Um- und Ausbau des Universitätskomplexes am Augustusplatz durch Arwed Roßbach. Hier an zentraler Stelle untergebracht, erlebte das mit mehreren großzügigen Ausstellungssälen sowie Depots und Werkstätten ausgestattete Museum seine größte Blütezeit.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Das Antikenmuseum im Universitätsneubau von 1896. Vortragsraum im Oberlichtsaal vor 1909. Im Hintergrund Porträtköpfe und -statuen aus der Abguss-Sammlung.
Das Antikenmuseum im Universitätsneubau von 1896. Vortragsraum im Oberlichtsaal vor 1909. Im Hintergrund Porträtköpfe und -statuen aus der Abguss-Sammlung.

1929 bis 1945

Herbert Koch (1880-1962) und Bernhard Schweitzer (1892-1966) führten die große Tradition des Antikenmuseums als erprobtes Instrument für Lehre und Forschung weiter. In der bereits unter Studniczka eigens zur Ergänzung antiker Skulpturen am Abguss eingerichteten Werkstatt entstand der wohl berühmteste Leipziger Gips, die Rekonstruktion der sogenannten Pasquino-Gruppe. Um 1935 richtete Schweitzer im Museum den "Römischen Saal" ein, in dem außer Marmorwerken und Kopien antiker Wandbilder zwei kostbare Mumienporträts ausgestellt waren. Letztgenannte fielen zusammen mit anderen nicht rechtzeitig ausgelagerten Originalen und dem größten Teil der Abguss-Sammlung dem Bombenangriff auf Leipzig vom Dezember des Jahres 1943 zum Opfer.

1945 bis 1968

Nach 1945 wurden die ausgelagerten Originale zurückgeführt und aus den Trümmern der ausgebrannten Ausstellungsräume noch über 600 Gipsabgüsse geborgen. Im Zuge der Reorganisation der archäologischen Einrichtungen erfolgte 1955 die Wiedereröffnung des Museums im "Hellenistischen Saal", der als einziger den Krieg im Wesentlichen unbeschadet überstanden hatte. Wenn auch im Rahmen der damals bescheiden gegebenen Möglichkeiten war es damit seiner ursprünglichen Bestimmung als Lehr- und Studiensammlung wieder zugeführt.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Das Paulinum nach Kriegsende 1945.
Das Paulinum nach Kriegsende 1945.

1968 - 1990

Die gegen die "bürgerlichen Bildungsfächer" gerichtete sozialistische Hochschulpolitik und der sinnlose, politisch motivierte Abriss des Universitätskomplexes am Augustusplatz im Jahre 1968 führten zur Liquidierung des Lehramtes und zur Zerschlagung des Antikenmuseums als Studiensammlung und museale Einrichtung. Die einzigartigen Originalwerke griechischer und römischer Kunst und die historisch wertvollen Abgüsse wurden in Depots verbannt, wo sie nach Aufgabe der Restaurierungswerkstatt über Jahrzehnte hinweg ohne wesentliche konservatorische Betreuung ein Schattendasein führten. Alle Bemühungen der Betreuer, das Antikenmuseum wiederzubeleben und den beiden Sammlungen ein neues Zuhause zu geben, scheiterten. Die unter vielen Behinderungen und Einschränkungen fortgeführte Bearbeitung der Sammlungsbestände und temporäre Sonderausstellungen hielten das wissenschaftliche und öffentliche Bewusstsein an die großartige Sammlung aufrecht.

1990 bis heute

Erst nach der politischen Wende der Jahre 1989/90 und die anschließende Neustrukturierung der Universität wurde eine allmähliche Überwindung des Tiefpunktes der Leipziger Archäologie möglich. Dank der Zustimmung der Kulturstiftung Leipzig als Hausherrin erhielt die Originalsammlung 1994 im historischen Gebäude der Alten Nikolaischule neue ständige Ausstellungsräume. Zuvor wurden fast alle der knapp 500 ausgestellten Meisterwerke mit Hilfe namhafter Beiträge vieler Stiftungen und Sponsoren instandgesetzt und nach aktuellen wissenschaftlichen Maßstäben restauriert. Mit dem Neubezug von Depoträumen für die Originalsammlung im Jahre 2001 wurden auch die Voraussetzungen für die schrittweise Erschließung der Bestände entscheidend verbessert. Auch die historische Gipsabguss-Sammlung konnte 1999 mit Unterstützung der Universität neue große Magazinräume beziehen. Eine Schaufenstergalerie in den Fenstern des Studiensaales des Lehrbereichs für Klassische Archäologie bietet Passanten einen Einblick in diese sonst nur eingeschränkt zugängliche Sammlung.

Das Antikenmuseum bildet noch immer einen zentralen Pfeiler des Archäologiestudiums an der Universität Leipzig. Es ist im Rahmen verschiedener Kooperationen in die universitäre Lehre und Forschung eingebunden und besetzt einen wichtigen Platz im kulturellen Leben Leipzigs.  

Werden Sie Teil des Antikenmuseums

FREUNDES- UND FÖRDERKREIS DES ANTIKENMUSEUMS DER UNIVERSITÄT LEIPZIG E. V.

Seit 1994 besteht der Förder- und Freundeskreis des Antikenmuseums der Universität Leipzig e. V. Er hat sich zum Ziel gesetzt, die Sammlung von Originalen und Abgüssen antiker Kunst beim Aufbau zu einem vielseitigen Instrument archäologischer Lehre und Forschung zu unterstützen und zur Erschließung für die Öffentlichkeit, z.B. durch die Förderung museumspädagogischer Aktivitäten, beizutragen.

Mit Ihrer Mitgliedschaft leisten Sie zusammen mit anderen Förderern einen wertvollen Beitrag zum Ausbau des Antikenmuseums der Universität und damit zur kulturellen Vielfalt Leipzigs.

Vorstand:

Vorsitzender: Paul König

Stellvertretender Vorsitzender: Henry Tschörch

Schriftführer: Dr. Jörn Lang

Schatzmeister: Dr. Hans-Peter Müller

MITGLIED WERDEN

Als Mitglieder haben Sie die Vorteile:

  • das Antikenmuseum und Sonderausstellungen im Haus kostenlos zu besuchen,
  • Ermäßigung bei Sonderveranstaltungen zu erhalten,
  • Replikate von Ausstellungsstücken aus der Sammlung zu günstigeren Konditionen zu erwerben,
  • regelmäßig das aktuelle Veranstaltungsprogramm des Antikenmuseums zu beziehen,
  • exklusiv an Führungen und Fahrten zu archäologischen Veranstaltungen teilzunehmen.

Anmeldeformulare erhalten sie an der Kasse des Antikenmuseums in der Alten Nikolaischule oder per Post bzw. über Mail unter den oben angegebenen Kontaktadressen.

Mitgliedsbeiträge
Einzelmitglied: 15,00 €
Ehepaare: 25,00 €
Einzelmitglied (vermiderter Betrag):
Schüler/Arbeitssuchende 5,00 €
Studenten/Lehrlinge/Senioren: 7,00 €
Körperschaften/Unternehmen: 100,00 €

Satzung zum Download
PDF 68 KB


Kontakt

Freundes- und Förderkreis des Antikenmuseums der Universität Leipzig e. V.
c/o Universität Leipzig, Historisches Seminar, Klassische Archäologie und Antikenmuseum
Ritterstraße 14
04109 Leipzig

Tel.:  0341/9730700
Fax:  0341/9730709

E-Mail:  paul.koenig(at)posteo.de


Spendenkonto

Stadt- und Kreissparkasse Leipzig
Konto-Nr.: 1090097545
IBAN: DE60 860 555 92 1090097545
BIC: WELADE8LXXX

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Lehrveranstaltung im Antikenmuseum
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Wissenschaftliche Bearbeitung antiker Kleinbronzen im Rahmen einer Lehrveranstaltung
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Studierende lernen die wissenschaftliche Bearbeitung von Reliefplastik an historischen Gipsabgüssen.
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Kommentierte Filmvorführung als Programmteil der Langen Nacht der Museen in Halle und Leipzig.

Team

Default Avatar

Jun.-Prof. Dr. Katharina Meinecke

Direktorin

Archäologie des Mittelmeerraumes (JP)
Institutsgebäude
Ritterstraße 14, Raum 104
04109 Leipzig

Telefon: +49 341 97-30701
Telefax: +49 341 97-30709

Dr. Jörn Lang

Dr. Jörn Lang

Kustos

Antikenmuseum
Institutsgebäude
Ritterstraße 14, Raum 107
04109 Leipzig

Telefon: +49 341 97-30702

Default Avatar

Grit Karen Friedmann

Restauratorin

Antikenmuseum
Institutsgebäude
Ritterstraße 14, Raum E-05
04109 Leipzig

Telefon: +49 341 97-30712
Telefax: +49 341 97-30709

E-MAIL Museumspädagogik

  • Philippa Maske
  • Sarah Gungadin

E-MAIL Öffentlichkeitsarbeit

  • Anika Remke

Kasse Telefon.: 0341 2118516

  • Bettina Weil
  • Martina Kröber
  • Birgit Prawitz
  • Anika Remke

Das könnte Sie auch interessieren

Unsere Sammlungen

mehr erfahren

Unsere Ausstellungen

mehr erfahren