Als um 1840 das Antikenmuseum in Leipzig entstand, trafen auch erste Tongefäße ein, die im antiken Athen gefertigt wurden. Die Stadt war ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. für über 200 Jahre ein überregionales Zentrum der Keramikproduktion. In der Blütezeit des Museums wuchs der Bestand beachtlich: Im Jahr 1897 wurde die Sammlung des Archäologen Friedrich Hauser erworben, wenig später traten Stiftungen der Kunsthändler Edward Perry Warren und John Marshall hinzu. Durch diese Zuwächse verfügt das Antikenmuseum heute über einige tausend Gefäße und Fragmente.
Bestände wie derjenige in Leipzig befinden sich in Museen auf dem gesamten Globus. Ihrer systematischen Erschließung widmet sich eine wissenschaftliche Unternehmung, die 1921 gegründet wurde: Das Corpus Vasorum Antiquorum. Ziel ist es, die bemalten griechischen Gefäße der Antike in den Museen und Sammlungen der 25 beteiligten Länder zu dokumentieren und der Fachwelt zugänglich zu machen.
Wir machen mit unserer Präsentation Bestände aus den Depots des Antikenmuseums und ihre Erforschung im Herzen Leipzigs sichtbar. Der Rundgang beginnt beim Offensichtlichen, dem Dekor. Er umfasst vor allem Darstellungen von Menschen und Szenen aus der Welt des griechischen Mythos mit ihren Göttern und Helden. Leicht zu übersehen sind dagegen die Spuren der Herstellung. Doch kann über Zeichnungen auch der Weg vom entworfenen zum fertigen Bild wieder sichtbar gemacht werden. Ähnliches gilt für die Geschichte. Sie hinterließ erkennbare Spuren wie Reparaturen, trennte aber auch Zusammengehörendes und machte Objekte sogar gänzlich unsichtbar durch Zufälle des Verlusts. Umso schöner ist es, wenn sich manches verloren Geglaubte wieder (zusammen-)findet und im Zuge der Ausstellung zumindest in einigen Fällen gezeigt werden kann.