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Ein Forscher:innenteam der Uni Leipzig führt seit vielen Jahren gemeinsam mit ägyptischen Kolleg:innen Grabungen im Sonnentempel von Heliopolis durch - einem der einst wohl größten Kultzentren Ägyptens.

Ein ägyptisch-deutsches Forschungsteam hat bei den Ausgrabungen im Nordosten Kairo neue Erkenntnisse zur Geschichte des Sonnentempels von Heliopolis gewinnen können. Unter anderem wurde eine große Anzahl von Skulpturenfragmenten des 2. Jahrtausends v. Chr. entdeckt. Diese gelangten unter noch zu klärenden Umständen im Verlauf des 1. Jahrtausends v. Chr. in eine Deponierung unter einem Tempelsteinpflaster. Unter den Königen, deren Statuen hier entdeckt  wurden, befinden sich berühmte Herrscher wie Sesostris III (1882-1842 v. Chr.) und Ramses II. (1279-1213 v. Chr.). Daneben erscheinen aber auch weniger gut bezeugte Herrscher wie etwa ein König der frühen 13. Dynastie (um 1800 v. Chr.), Ramses VII (1137-1130) und Ramses IX. (1128.1109 v. Chr.). Von besonderem Interesse war der Fund eines Götterschreins aus der Zeit Psammetichs II. (595-589 v. Chr.). Auch von König Haremhab (1319-1306 v. Chr.), dem letzten Herrscher der 18. Dynastie, wurde ein Fragment eines derartigen Schreines entdeckt. Hiermit konnten nochmals neue Einblicke in die Ausstattung des schon seit der Spätantike als Steinbruch genutzten Tempels gewonnen werden. Erstmals konnte auch ein Gebäude der früheren römischen Kaiserzeit identifiziert werden. Im Anschluss hieran scheint der gewaltige Tempelbezirk, lange vor der Christianisierung des Landes und der Schließung der alten Göttertempel, rapide an Bedeutung verloren zu haben. Was blieb, war der internationale Ruf des Heiligtums von Heliopolis als Ort des Wissens, als der er auch im kulturellen Gedächtnis Europas immer wieder in Erscheinung trat. Das Projekt konnte hierdurch weitere Bausteine für die späte Geschichte des Tempels, die im Zentrum der Förderung des Projekts durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft steht, erarbeiten.

Das Projekt ist eine Kooperation des Ägyptischen Ministeriums für Tourismus und Antiken, dem Ägyptologischen Instituts/Ägyptischen Museum Georg Steindorff, dem i3mainz - Institut für Raumbezogene Informations- und Messtechnik der Hochschule Mainz, dem Deutschen Archäologischen Institut Abteilung Kairo und dem Institut français d’archéologie orientale. Zu dem internationalen Team gehörten erneut auch Studierende und Ägyptologinnen der Universität Leipzig und Pisa.