Nachricht vom

Die „Neuen Forschungen zur altägyptischen Kultur und Geschichte“ finden traditionell zweimal jährlich in Berlin und Leipzig statt. Am 17. Mai durften das Leipziger Ägyptologische Institut und die Sächsische Akademie der Wissenschaften Gastgeber der 59. Ausgabe der Tagung sein und etwa 60 Gäste aus Nah und Fern vor Ort und an den Bildschirmen begrüßen.

Zum ersten Mal wurde die Veranstaltung der ehemaligen Professorin Elke Blumenthal gewidmet, die im letzten Jahr  im Alter von 84 Jahren verstorben war. Kerstin Seidel und Angela Onasch präsentierten zu diesem Anlass einige der wichtigsten Verdienste Blumenthals, zu denen nicht zuletzt der Wiederaufbau des Museums nach dem II. Weltkrieg und die Leitung des Instituts in Zeiten politischer Umbrüche gehören. Besonders eindrücklich wurde die Erinnerung durch Ausschnitte aus einem Zeitzeugeninterview, in dem Blumenthal unter anderem von der Begründung der Neuen Forschungen, aber auch von persönlichen Erlebnissen in ihrer Laufbahn berichtet, die sie von ihrem Studienbeginn im Jahr 1956 bis an ihr Lebensende eng mit der Leipziger Ägyptologie verband.

Das Interview ist nun dauerhaft über den Youtube-Kanal des Museums abrufbar: https://youtu.be/oBAqI2l8GSw

Das Tagungsprogramm bot eine bunte Mischung aus den verschiedenen Teildisziplinen der Ägyptologie. Den Auftakt machte Marc Brose mit einem Vortrag zu einer möglichen neuen Form der Hervorhebung von direkten Objekten. Der Beitrag lieferte nicht nur einen Einblick in aktuelle Forschungen zu grammatischen Phänomenen, er zeigte vor allem die Realität dieser Arbeit, die wohl vielen Kolleginnen und Kollegen bekannt ist: Während der intensiven Beschäftigung mit dem Thema stellte Brose fest, dass die Belege für seine These einer Detailprüfung nicht standhielten. Billy Böhm sprach im Anschluss über die Problematik des Nachweises von Schandnamen in den Grabräuberpapyri und konnte unter anderem neue Gedanken zu den Vergabeprinzipien zur Diskussion stellen. Sven Philippi aus Göttingen widmete sich ebenfalls einem Textzeugen – jedoch aus einer ganz anderen Perspektive. Anhand einer Kolumne des Papyrus Westcar zeigte er, wie gewinnbringend der Einsatz moderner Techniken in der Analyse und Rekonstruktion antiker Texte sein kann. Lutz Popko näherte sich der Bearbeitung eines Textes wiederum aus archäologischer Richtung: Als Mitarbeiter des Ramesses III (KV 11) Publication and Conservation Project gab er nicht nur einen Einblick in die aktuellen Arbeiten des Projekts, sondern legte auch eindrücklich den Zusammenhang von Grabarchitektur und Textaufbau am Beispiel des Buchs von der Himmelskuh dar. Den Abschluss bildete Pavel Onderka aus Prag mit einem Vortrag aus dem Bereich der Wissenschaftsgeschichte. Er zeichnete die Ägyptenreise des Josef Wratislaw von Mitrowitz und dessen Rolle in der Geschichte der ägyptischen Sammlung auf Burg Buchlov nach.

Am Abend fand die 33. Siegfried-Morenz-Gedächtnisvorlesung statt, zu deren Anlass Angelika Lohwasser zum Thema „Die Begegnung Nubiens mit Ägypten. Gedanken zur Religion im Reich von Kusch“ sprach und spannende Einblicke in die Tempelwelt der südlichen Nachbarn Ägyptens sowie in die gegenseitige Beeinflussung der beiden Kulturen gab. Im Anschluss konnten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Tag noch bei einem Empfang im Ägyptischen Museum – Georg Steindorff – ausklingen lassen.