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Das Institut für Musikwissenschaft der Universität Leipzig trauert um Prof. Dr. phil. em. Wilhelm Seidel, der am 20. November 2020 im Alter von 85 Jahren verstarb. Nach Stationen in Freiburg, Heidelberg und Marburg war Seidel 1993–2000 als Professor für Historische Musikwissenschaft und Direktor des Leipziger Instituts maßgeblich an dessen Wiedergründung und inhaltlichen Neuausrichtung nach der politischen Wende beteiligt.

Seidels Forschungsschwerpunkte lagen in der Musikgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts, insbesondere auf den Gebieten der Ästhetik, der Musiktheorie und der analytisch-hermeneutischen Werkbetrachtung. Er war langjähriger Herausgeber der Zeitschrift Musiktheorie und leitete ein DFG-Projekt zur Musikstadt Leipzig, das aufgezeigt hat, wie Leipzig den bürgerlichen Musikdiskurs und die Entstehung des Werkkanons ab 1800 wesentlich prägte. Außerdem widmete er sich dem Werk und Wirken des Komponisten und Gewandhaus-Kapellmeisters Felix Mendelssohn Bartholdy. Das DFG-Projekt der wissenschaftlich-kritischen Edition sämtlicher Briefe Mendelssohns, die in 12 Bänden von 2008 bis 2017 erschien, wurde von ihm eingeworben und mitherausgegeben.