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Die Reihe "Gesichter der Uni Leipzig" stellt regelmäßig die Menschen vor, die sich hinter unzähligen kleinen und großen Aufgaben an unserer Hochschule verbergen – im Studium, in der Universitätsverwaltung oder – so wie diesmal – in Forschung und Lehre. Diesmal hat der neu berufene Professor für Kieferorthopädie an der Medizinischen Fakultät, Till Köhne, einige Fragen beantwortet.

Was haben Sie studiert – und wo?

Ich habe erst Mathematik und Philosophie an der Universität Hamburg studiert. Das Studium hat mir eigentlich gut gefallen, aber ich wollte später doch einen Beruf ausüben, bei dem ich näher am Menschen bin. Daher bin ich nach dem Vordiplom zur Zahnmedizin gewechselt, schon mit dem Plan, Kieferorthopäde zu werden. Diese Entscheidung habe ich nicht bereut, weil ich wirklich gerne als Kieferorthopäde arbeite.

Was waren im Anschluss Ihre wichtigsten beziehungsweise Ihre letzten beruflichen Stationen?

Nach meinem Studium der Zahnmedizin habe ich ab 2012 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf gearbeitet, wo ich in den folgenden Jahren zweimal promovierte und 2016 die Prüfung zum Fachzahnarzt für Kieferorthopädie ablegte. 2018 habe ich mich an der Uni Hamburg dann habilitiert und war dort bis Ende letzten Jahres in Forschung und Lehre tätig. Parallel habe ich zwischen 2017 und 2020 am Eltz Institut für Kieferorthopädie in Wien als Oberarzt und zuletzt als stellvertretender Leiter gearbeitet. Hier habe ich mich viel mit modernen kieferorthopädischen Therapiemitteln beschäftigt, wie etwa der Schienenbehandlung mit Alignern, das sind durchsichtige Kunststoffschienen. Seit dem 1. Januar 2021 bin ich nun Direktor der Klinik und Poliklinik für Kieferorthopädie am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) und Professor für Kieferorthopädie an der Uni Leipzig.

Was fasziniert Sie an Ihrem Forschungsgebiet und was sind Ihre Schwerpunkte?

Mein Forschungsschwerpunkt ist die genetische Kontrolle der Zahn- und Kieferentwicklung. Wie entsteht ein Zahn? Warum sieht jedes Gesicht anders aus? Wie entstehen Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten? Das sind für mich faszinierende und in meiner Funktion als Kieferorthopäde klinisch wichtige Fragen. Einen weiteren Fokus meiner klinischen Tätigkeit setze ich auf die Digitalisierung. Schon jetzt arbeiten wir „gipsfrei“ mit Scannern und 3D-Druckern. Ich finde es spannend, wie hier die Reise weitergeht.

Haben Sie sich für Ihre Tätigkeit an der Universität Leipzig ein bestimmtes Forschungsziel gesetzt? Welches?

Ich will die molekularbiologische Grundlagenforschung, die wir in unserem Forschungslabor durchführen, und die klinische Versorgung gerade von Patienten mit Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten enger miteinander verbinden. Hierfür bietet das UKL mit seinem Zentrum für kraniofaziale Anomalien und die Forschungseinrichtungen der Uni Leipzig das perfekte Umfeld.

Würden Sie bitte kurz einige Schwerpunkte nennen, die Sie in der Lehre setzen wollen?

Mir ist es wichtig, dass auch die Studierenden einen Einblick in die Digitalisierung der Kieferorthopädie bekommen. Beispielsweise beginnen wir schon im nächsten Semester damit, dass die Studierenden neben der klassischen Modellanalyse, die am Gipsmodell mit dem Lineal durchgeführt wird, auch lernen, Kiefermodelle am Rechner digital zu vermessen.

Bitte beenden Sie folgenden Satz: „Die Universität Leipzig ist für mich…“

…ein Ort mit großer Geschichte - durch ihren deutschlandweit ältesten Lehrstuhl für Kieferorthopädie - und mit toller Zukunft durch ihre Lage in einer jungen, wachsenden Stadt.

Antworten Sie gern mit persönlichem Bezug oder allgemein: Welche Entdeckung, Erfindung oder Erkenntnis wünschen Sie sich in den nächsten zehn Jahren?

Meine Vision ist der Aufbau eines internationalen Referenzzentrums für Patienten mit Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten zusammen mit Prof. Lethaus von der Klinik für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie am UKL. Weiterhin will ich mein klinisches Konzept einer volldigitalen, „abdruckfreien“ Praxis weiter umsetzen. Vielleicht werden in zehn Jahren unsere Zahntechniker hauptsächlich als Grafikdesigner arbeiten und Zahnspangen volldigital herstellen.

Welche Hobbys haben Sie?

Im Augenblick bin ich mit meiner Arbeit und meinen drei Kindern auch ohne Hobbys ganz gut ausgelastet.

Haben Sie ein bestimmtes Lebensmotto, das Ihnen auch über schwierige Phasen hilft?

Happy wife, happy life ;-). Aber im Ernst: Die letzten Jahre waren auch für meine Familie durch meine Tätigkeit in Hamburg und Wien nicht einfach. Ich hoffe sehr, dass wir jetzt als Familie in Leipzig den richtigen Platz zum Leben gefunden haben.

Verraten Sie uns bitte noch wann und wo Sie geboren sind?

Am 10.4.1984 in Ulm.

Vielen Dank. Die Fragen stellte Katharina Reichert.