Workshop zu DDR-Modetänzen
Neue Tänze, neue Gesellschaft: Die Choreografie des Sozialismus in der DDR
In diesem Workshop üben wir Schritte und Choreografien für DDR-Gesellschaftstänze wie Berolina, Lipsi oder Pertutti. Wir diskutieren die Quellen, experimentieren mit Methoden zur Rekonstruktion und reflektieren unsere körperlichen Erfahrungen mit dieser längst vergessenen Tanzkultur. Abschließend erstellen wir unsere eigenen neuen Videos dieser Tänze, die wir auf TikTok teilen können.
In den 1950er- und 1960er-Jahren wurden in der DDR Dutzende neue Tänze geschaffen, um die Jugend zu erziehen und sie zur Mitwirkung am Aufbau der neuen sozialistischen Gesellschaft zu motivieren. Ausgehend von der volkstümlich inspirierten „Berolina“, die 1954 für das Deutschlandtreffen der Jugend komponiert wurde, fand das Tanzmusikprogramm des ostdeutschen Verbandes der Komponisten seinen größten Erfolg mit dem 1958 entstandenen „Lipsi“, der im gesamten Ostblock Nachahmer fand. Nach der neuen politischen Ausrichtung des Bitterfelder Wegs (1959) gewann der Gesellschaftstanz als Gestalter der Gesellschaft an Bedeutung: Komponierende und Tänzer:innen entwickelten gemeinsam neue Trends, die Optimismus und fortschrittliches Denken verkörpern sollten. Einige – wie Lipsi, Orion oder Bambas – basierten auf lateinamerikanischen Tänzen oder waren von ihnen beeinflusst, während andere sich an anderen internationalen Modetänzen wie Letkiss, Hully-Gully, Twist oder Madison orientierten. Während nur wenige der DDR-Kreationen jemals aufgenommen oder gefilmt wurden, rekonstruiert Dr. Sydney Hutchinson im Projekt „Second World Music“ (Zweite-Welt-Musik) die Tänze und ihre Musik und macht sie wieder zugänglich. Experimentelle, verkörperte Methoden wie diese dienen als Gedankenexperiment – was wäre, wenn solche Tänze heute, im Zeitalter der sozialen Medien, entstehen würden? – und als Möglichkeit, Feldforschung in der Vergangenheit zu betreiben.
Anmeldung zum Workshop über Caroline Helm