Die Bertolt Brecht Gastprofessur wird halbjährlich an herausragende Künstler und Künstlerinnen aus den Bereichen Theater, Tanz, Performance und Medienkunst vergeben. Die Gastprofessorinnen und -professoren bereichern mit ihrer internationalen künstlerischen Expertise und ihrer jeweils spezifischen Arbeitsweise Lehre und Forschung an unserem Institut und darüber hinaus.

Die Bertolt Brecht Gastprofessur im Curriculum

Die Bertolt Brecht Gastprofessur wurde 2017 am Centre of Competence for Theatre (CCT) und dem Institut für Theaterwissenschaft der Universität Leipzig in Kooperation mit der Stadt Leipzig eingerichtet. Die ernannten Künstlerinnen und Künstler vermitteln aktuelle theater- und kulturbezogene Fragestellungen an die Öffentlichkeit der Stadt Leipzig. Die Bertolt Brecht Gastprofessur verstärkt damit nachhaltig den Austausch zwischen Theorie und Praxis, Wissenschaft und Künsten am Institut und in der Stadt Leipzig.

Für die Studierenden bieten die berufenen Künstler und Künstlerinnen jedes Semester ein Szenisches Projekt an, das als eigenes Modul mit 10 Leistungspunkten Teil des Curriculums im Bachelor- und Masterstudiengang ist. Das Szenische Projekt findet in der Regel in Blockterminen statt und endet mit einer öffentlichen Präsentation und einer schriftlichen Ausarbeitung.

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Stefan Kaegi, Foto: privat

Die Gastprofessur wird im Sommersemester 2024 – unter dem Vorbehalt seiner Ernennung durch das Rektorat – mit Stefan Kaegi besetzt; einem der bekanntesten und bedeutendsten Regisseure, Kuratoren und Hörstückproduzenten der jüngeren Vergangenheit. Sowohl als Teil des Produktionskollektivs Rimini Protokoll (zusammen mit Helgard Haug und Daniel Wetzel) als auch in verschiedenen anderen Konstellationen inszeniert er dokumentarische Theaterstücke, Stadtraumerkundungen und Hörspiele. Oft werden seine die Arbeiten zu immersiven und partizipativen Theaterräumen, die sich auch für posthumane Perspektiven interessieren. Stetiges Ziel Kaegis ist es, die gefühlte Realität aufzubrechen und all ihre Facetten auch aus ungewöhnlichen Blickwinkeln zu präsentieren. Die Projekte von Rimini Protokoll erhielten weltweit zahlreiche Preise und Ehrungen. 2007 wurden sie mit dem Deutschen Theaterpreis FAUST und 2008 mit dem europäischen Preis „New Realities in Theatre“ ausgezeichnet. 2011 erhielten sie den Silbernen Löwen der Theater-Biennale von Venedig und 2013 den „Excellence Award“ des japanischen Media Arts Festival für die Multiplayer Theaterinstallation „Situation Rooms“ zum globalen Waffenhandel. 2010 erhielt Stefan Kaegi den „Routes Award for Cultural Diversity“ der Europäischen Kulturstiftung und 2015 mit Rimini Protokoll den Grand Prix Theater des Schweizer Bundesamtes für Kultur. Weitere Informationen zu Rimini Protokoll und Stefan Kaegi finden Sie hier: www.rimini-protokoll.de.

Die Nominierung von Stefan Kaegi als Bertolt Brecht Gastprofessor im Sommersemester 2024 steht im Kontext der für Juni 2024 bevorstehenden Ausrichtung des 16. Kongresses der Gesellschaft für Theaterwissenschaft (gtw) in Leipzig durch das ITW, das CCT und das Tanzarchiv Leipzig mit dem Motto „Offene Räume“. Mit seinem Gespür für die politische Funktion städtischer Räume und Begegnungen von Menschen mit diesen will er gemeinsam mit den Studierenden im Szenischen Projekt universitäre Räume und deren historischen Schichtungen sowie Inszenierungs- und Verhaltensweisen, die diese Räume (re)produzieren, untersuchen und verfremdend zur Erfahrung bringen.

 

Zu Ehren des neuen Gastprofessors findet am 18. April 2024, 18:00 Uhr ein feierlicher Empfang von Stadt und Universität Leipzig in der Alten Börse, Naschmarkt 1, statt, zu dem alle Studierenden herzlich eingeladen sind!

Szenisches Projekt der Bertolt Brecht Gastprofessur im Sommersemester 2024

Stefan Kaegi (Rimini Protokoll)

Szenisches Projekt
Simultanpublikum in offenen Räumen

Was kann Theater an Offenheit aus dem digitalen Raum für sich abzweigen? Wie kann ein Publikum sich selbst begegnen? Wo verläuft die Grenze zwischen distanzierter Beobachtung und Immersion? Wieviel Spiel ist erlaubt? Künstliche Intelligenz erscheint in der Science-Fiction oft als etwas Außerirdisches, das unsere Spezies bedroht. Dabei ist sie von Menschen erfunden. Die Verwendung von Illusionstechnologien im Theater geht auf eine Zeit weit vor der Erfindung der ersten Computer zurück. Seit seinen Anfängen hat Theater versucht, menschliche Emotionen zu antizipieren, Impulse und Werkzeuge zu entwickeln, um sie zu manipulieren – fast wie bestimmte Algorithmen das tun. Neu in dieser Beziehung ist die Art und Weise, wie sich mithilfe von KI ein Publikum interaktiv ansprechen lässt, etwa in hoch individualisierten Teilgruppen, mit mehreren parallel laufenden Skripts gleichzeitig.

Im szenischen Projekt wird ausprobiert, wie Low-Tech-Algorithmen in einfachen Spielstrukturen, Audiotouren und andere Formen der immersiven Performance durch Skripts produktiv gemacht werden können, bis in diesem mobilen Theater alle miteinander spielen. In einer genau getakteten Choreografie. Die Studierenden entwickeln partizipative Anordnungen, die simultane Fährten durch historisch entwickelte Raumverhältnisse und eine potentielle Zukunft legen, rund um das Albertina-Gebäude der Universitätsbibliothek und das Geisteswissenschaftliche Zentrum (GWZ). Aus dokumentarischen Recherchen entstehen Tonspuren und eine ortsspezifische Simultanperformance, in der das Publikum sich teilt, selbst über Kopfhörer zu Protagonist:innen wird, in Situationen gerät und sich gleichzeitig durch vorgefundene Zuschauerräume und Bühnen bewegt.

Begleitend zum Szenischen Projekt werden von Prof. Dr. Patrick Primavesi eine Vorlesung zur Arbeit der Gruppe Rimini Protokoll sowie ein Seminar zum Thema „Raumverhältnisse: Theorien und Praktiken“ angeboten, deren Besuch empfohlen wird.

 

Termine des Projekts:

  • 18.-20. und 22.-24.04: erste Arbeitsphase
  • 13. bis 20.05.: eigenständiges Arbeiten (in Kontakt mit Stefan Kaegi)
  • 20.-26.05.: Fertigstellung, Premiere des Audiowalks am 25. Mai
  • 14./15.06.: Wiederholungen des Audiowalks beim gtw-Kongress „Offene Räume“

Bertolt Brecht Gastprofessuren aus früheren Semestern

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Portrait von Shahrzad Rahmani: Eine Frau steht in einem Kornfeld, im Hintergrund ist eine Industriekulisse zu erkennen
Shahrzad Rahmani, Foto: Phil Dera

Die Gastprofessur wurde im Wintersemester 2023/24 mit Shahrzad Rahmani besetzt, einer der interessantesten freien Bühnenbildner:innen und Szenograf:innen der jüngeren Generation. Neben der Gestaltung von Bühnenräumen hat ihre Arbeit einen weiteren Schwer­punkt auf Rauminszenierungen und Installationen im urbanen Kontext. Mit ihrem Gespür für die politische Funktion szenischer Räume und Raumverhältnisse innerhalb wie außerhalb der Bühnenhäuser knüpft ihre Arbeit in vieler Hinsicht an Brecht an, der schon Ende der 1930er Jahre die Straßenszene als Modell für ein episches, politisch engagiertes Theater empfahl.

Aufgewachsen in Teheran, schloss Frau Rahmani zunächst ein Studium der Architektur am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit Auszeichnung ab und absolvierte dann den Masterstudiengang Bühnenbild und Szenografie an der TU Berlin. Sie war bereits an Ausstellungen am ZKM Karlsruhe, MIT Boston und am Guggenheim Museum in New York City beteiligt. Von 2015 bis 2021 an war sie Ausstattungsleiterin für das Themenfestival Herbstsalon am Maxim Gorki Theater Berlin, wo sie 2016 auch das Bühnen-/Raumdesign für das Projekt „Flüchtlinge fressen“ des Zentrums für politische Schönheit gestaltet hat. Beim aktuellen Festival „Gezi – Ten Years After“ ist am Gorki-Theater noch­mals ihre gemeinsam mit dem Journalisten Can Dündar ausgehend von dessen Hafterfahrung ent­wickelte Installation „SILIVRI. prison of thought“ zu sehen. Als Mitglied des Künstler:innenkollektivs „Guerilla Architects“, das sich kritisch mit Stadtgestaltung und dem Verlust von Lebensräumen in Großstädten auseinandersetzt, etabliert sie an unterschiedlichen Schauplätzen in Berlin die Interven­tionsform „urbane Praxis“, die auch divers kulturelle Nachbarschaften vor Ort mit einbezieht.

Die Nominierung von Shahrzad Rahmani als Bertolt Brecht Gastprofessorin im Wintersemester 2023/24 steht im Kontext der für Juni 2024 bevorstehenden Ausrichtung des Kongresses der Gesell­schaft für Theaterwissenschaft (gtw) in Leipzig durch das ITW und das CCT, mit dem Motto „Offene Räume“. Dafür wurde gemeinsam mit den Studierenden des Szenischen Projektes ein Parcours durch die beiden Häuser Schaubühne Lindenfels und Lindenfels Westflügel erarbeitet, der bereits zum Ende des Wintersemesters präsentiert wurde und zur Eröffnung des Kongresses der gtw wiederaufgenommen werden soll. Einblicke in die Arbeit der Studierenden finden Sie hier: narrative runden.

Der Öffentliche Empfang zu Ehren der Bertolt Brecht Gastprofessorin der Stadt Leipzig Shahrzad Rahmani fand am Dienstag, 14. November 2023, 16:30 Uhr im Alten Senatssaal der Universität Leipzig, Ritterstr. 26, 04109 Leipzig statt.

Weitere Veranstaltungen im Rahmen der Gastprofessur von Shahrzad Rahmani:

09.01.2024, 18.00 Uhr, Bertolt Brecht Gastprofessorin Shahrzad Rahmani im Gespräch: Theater als urbane Praxis. Veranstaltungsort ist der grüne Salon in der Schaubühne Lindenfels, Karl-Heine-Straße 50

13.01.2024, 15.00 Uhr, Präsentation des Szenischen Projekts: narrative runden – Interaktive Expedition durch die Häuser der Schaubühne Lindenfels und des Westflügels, Karl-Heine-Straße 50

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Sergio Morabito und Jossi Wieler, Foto: privat
Sergio Morabito und Jossi Wieler, Foto: privat

Die Gastprofessur wurde im Sommersemester 2023 mit Jossi Wieler und Sergio Morabito besetzt. Wieler (*1951) und Morabito (*1963) gehören zu den bedeutendsten Regisseur:innen des zeitgenössischen Musiktheaters. Ihre Inszenierungen, die sie seit 1994 gemeinsam verantworten – daher werden sie sich die Gastprofessur teilen – haben Operngeschichte geschrieben. Mehrfach wurden ihre Arbeiten von Fachzeitschriften zur „Inszenierung des Jahres“ gewählt, zweimal wurden sie mit dem deutschen Theaterpreis „Der Faust“ ausgezeichnet. Die Staatsoper Stuttgart wurde unter der Intendanz von Jossi Wieler (2011–2018) und der Chefdramaturgie Sergio Morabitos zum „Opernhaus des Jahres“ gewählt (2016/17). Jossi Wieler erhielt 2016 den Kulturpreis Baden-Württemberg und 2017 den Verdienstorden des Landes. Sergio Morabitos Buch „Opernarbeit“ wurde 2020 in einer Umfrage unter internationalen Kritikern von der Zeitschrift Opernwelt als „Buch des Jahres“ ausgezeichnet. (Zu weiteren biographischen Angaben siehe die Website der Wiener Staatsoper.)

Es zeichnet die Arbeit von Jossi Wieler und Sergio Morabito aus, dass sie ihre Inszenierungen aus einer genauen Lektüre der Libretti und Partituren der jeweiligen Opern entwickeln. Libretto-Dichtungen stellen für sie ein reichhaltiges sprachliches Kondensat dar, das man in einem close reading entziffern muss wie eine DNA. Von hier aus, auf der Grundlage einer Gesamtanalyse des jeweiligen Werkes, finden sie sinnlich überzeugende Lösungen für die einzelnen Szenen. Sie sind das Ergebnis einer oft verblüffen­den Re-Lektüre scheinbar bekannter Opernfiguren und der intensiven Arbeit mit den Sänger-Schau­spieler:innen. Ebenso bedeutsam für ihre Inszenierungen ist die kongeniale Zusammenarbeit mit der Bühnenbildnerin Anna Viebrock, die, ohne platte Aktualisierungen, Räume zwischen Damals und Heute entwirft, die eine historische Erfahrung der Gegenwart ermöglichen.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Marina Schubarth, Foto: Nastasiaa Malisheva
Marina Schubarth, Foto: Nastasiaa Malisheva

Die Gastprofessur wurde im Wintersemester 2022/23 mit Marina Schubarth besetzt, einer hervorragend profilierten Regisseurin zeitgenössischer dokumentarischer Theaterarbeit. Aus Kiew stammend und in der Schweiz aufgewachsen absolvierte sie ein Studium zur Balletttänzerin in Budapest. Nach dem gesundheitsbedingten Ende der Tanzkarriere begann ihre nachhaltige Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und dem Faschismus in Osteuropa. Eine besondere Bedeutung spielte hier die Perspektive der Opfer und ihre beispielhaften und vom Vergessen bedrohten Biografien. Bereits 2002 erhielt sie zusammen mit Eberhard Radczuweit die Carl-von-Ossietzky-Medaille der Internationalen Liga für Menschenrechte für ihre Arbeit bei KONTAKTE-KOHTAKTbI e.V., Verein für Kontakte zu Ländern der ehemaligen Sowjetunion.

Seit 2003 ist Marina Schubarth Künstlerische Leiterin des dokumentartheater berlin. Hier verbindet sich ihre künstlerische Arbeit mit politischem Engagement. Ihre dezidiert politischen Theaterproduk­tionen wurden mehrfach zu nationalen und internationalen (Amateur-)Theaterfestivals u.a. in Spanien, Kanada, Polen, Ukraine und der Slowakei eingeladen. 2009 vertrat das dokumentartheater auf Vorschlag des Bundes Deutscher Amateurtheater Deutschland beim Mondial du Théâtre in Monaco. Neben zahlreichen Preisen für verschiedene Inszenierungen wurde das dokumentartheater 2018 für die Arbeit „AKTE/NSU“ als Preisträger im Wettbewerb „Bündnis für Demokratie und Toleranz“ ausgezeichnet. Zuletzt erhielt das dokumentartheater für das deutsch-ukrainische Theaterprojekt „Babyn Jar – ein Requiem“ den Franz-Bobzien-Preis für Demokratie und Toleranz.

Ganz im Sinne Brechts ist Marina Schubarths Theaterverständnis mit einem Konzept politischer und ästhetischer Bildung verknüpft, das nicht auf Belehrung und kognitive Erfassung setzt, sondern auf transkultureller Erfahrung und biografisch inspiriertem Erzählen basiert. Mit den Studierenden wird Frau Schubarth im Wintersemester ein szenisches Projekt zu ‚Geschichte(n) unter Beschuss‘ durchführen, während zugleich mehrere öffentliche Veranstaltungen – u.a. im Rahmen der euro-scene 2022 – historische und aktuelle Themen von Krieg und Gewalt in Europa thematisieren werden.

Weitere Informationen zu Marina Schubarth und dem Dokumentartheater unter: das-dokumentartheater-berlin.de

Bei dem Format „MDR Kultur trifft Menschen von hier“ wurde Marina Schubarth zu ihrer Arbeit, unter anderem als Bertolt Brecht Gastprofessorin, dem Ukraine-Krieg und ihrem Leben interviewt. Den vollen Beitrag finden Sie hier: https://www.mdr.de/kultur/podcast/trifft/audio-marina-schubarth-regisseurin-ukraine-krieg-100.html

Des Weiteren wird sie auch auf der Website der Universität Leipzig vorgestellt unter: https://www.uni-leipzig.de/newsdetail/artikel/marina-schubarth-wird-bertolt-brecht-gastprofessorin-2022-10-20

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Marta Górnicka, Foto: Esra Rotthoff
Marta Górnicka, Foto: Esra Rotthoff

Die Gastprofessur wurde im Sommersemester 2022 mit der polnischen Regisseurin Marta Górnicka besetzt. Sie ist eine der profiliertesten europäischen Regisseur:innen für zeitgenössische Theaterarbeit mit Chören. Ihre besondere Verknüpfung von politischem Engage­ment und künstlerischer Arbeit ist gerade darin von Brecht inspiriert, auch die einander widerstreiten­den Stimmen in gesellschaftlichen Konflikten zu Gehör zu bringen und das Publikum / die jeweilige Öffentlichkeit mit der Frage seiner/ihrer eigenen Position zu konfrontieren. Seit 2019 leitet sie das POLITICAL VOICE INSTITUTE am Maxim Gorki Theater. Das Institut ist ein Workshop-Zentrum für die Erarbeitung der kollektiven Stimme, des kollektiven Körpers und einer Sprache des/der Unterdrückten und Verdrängten.

Ihr Regiestudium absolvierte Górnicka an der Warschauer Theaterakademie, der Frédéric Chopin School of Music und der Universität Warschau. Mit Unterstützung des Polnischen Theaterinstitutes gründete sie dort 2009 den Chorus of Women. Ihre Stücke Magnificat und Requiemachine wurden bei mehreren internationalen Festspielen, u.a. Foreign Affairs in Berlin (2014), Spring in den Niederlanden und dem Mess Festival in Sarajevo aufgeführt. Magnificat gewann mehrere Preise, u.a. bei Fast Forward, einem europäischen Festival für junge Regisseur*innen in Braunschweig. Dort schrieb sie in freier Ausein­andersetzung mit Bertolt Brecht ihr erstes Stück auf Deutsch: M(other) Courage, das 2016 für den deutschen Theaterpreis Der Faust in der Rubrik Schauspiel-Regie nominiert wurde. Nach den Chor-Produktionen Hymne an die Liebe (Maxim Gorki Theater 2017) und Jedem das Seine. Ein Manifest über Neofaschismus und Backlashs gegen den weiblichen Körper (Münchner Kammerspiele und Maxim Gorki Theater in Koproduktion, 2018) arbeitete sie auch mit der chorischen Artikulation von Gesetzestexten im öffentlichen Raum, u.a. bei der Performance GRUNDGESETZ vor dem Brandenburger Tor (2018) und vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe (2019). In ihrer neuesten Produktion Still Life (Gorki Theater, 2021) dehnt sie das Prinzip der chorischen Artikulation auch auf den Horizont jenseits der menschlichen Stimme(n) aus, um den drängenden Fragen zu den Auswirkungen und den Grenzen des sogenannten Anthropozäns nachzugehen.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Aufnahme von Toshiki Okada aus dem Jahr 2015, Foto: Kikuko Usuyama
Toshiki Okada (2015), Foto: Kikuko Usuyama

Die Gastprofessur wurde im Wintersemester 2021/2022 mit dem japanischen Regisseur Toshiki Okada besetzt. Er ist einer der bedeutendsten Regis­seu­re des japanischen Gegenwartstheaters mit internationaler Wirkung und Ausstrah­lung. Er leitet seit 1997 die japanische Theatergruppe chelfitsch in Tokio und ist mit ihr in Gast­spielen und Gastproduktionen u.a. in New York, Brüssel, Wien, Dublin, Taipei, Bangkok und an zahlreichen Orten in Japan und Deutschland hervorgetreten. Okada und seine Company haben zahlreiche internationale Preise und Auszeichnungen erhalten.

Toshiki Okada und chelfitsch adressieren auf eine ganz eigene Weise aktuelle politische Entwicklungen, indem sie insbesondere die ‚verlorenen Generationen‘ jüngerer Zeit in Japan, ganz Asien und weltweit in den Blick nehmen: globale Rezessionen, neoliberale Arbeits- und Lebens­modelle sowie unterkühlte Entwürfe des Zusammenlebens ohne Sicherheit und Solidarität stellen den Hintergrund vieler Produktionen dar, die sich zudem oft mit den konkreten, lokalen politischen Kontexten auseinandersetzen. Okada und chelfitsch beziehen sich dabei implizit und explizit auf Bertolt Brecht: Ihr politisches Interesse kommt in einem eigenen sprachlichen und choreografischen Stil zum Ausdruck, der auf der Ver­wen­dung einer hyperrealen, abstrakten und stark rhythmisierten Umgangssprache und davon dezi­diert abgetrennten choreografischen Bewegungselementen beruht. Mit dieser Trennung knüpft Okada unmittelbar an das Gefühl der eigenen Entfremdung beim Publikum an.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Porträtaufnahme von Gardi Hutter
Gardi Hutter, Foto: Christoph Lanz

Gardi Hutter

Mit den von ihr kreierten und in fünfunddreißig Ländern gespielten Clown-Theaterstücken ist die Schweizerin eine Schauspielerin von internationalem Renommee. Ihre Kunstfigur Clown Hanna vermag in allen Sprachen zu spielen und wird weltweit verstanden. Die ‚Reisewege‘ des Doubles Figur/Schauspielerin führen zu der so traditionellen wie aktuellen Befähigung des Clowns, implizites Wissen von der Lebens- und Überlebenskunst physisch-leiblich zu vermitteln. Gardi Hutter gehört zu den ganz wenigen mit einer stehenden Figur auftretenden Künstlerinnen, die den Clown als Theater- und sogar als Festfigur verstehen und praktizieren. Darin liegt ein tieferer Grund für ihren großen, über vier Jahrzehnte anhaltenden Erfolg beim Publikum. Clown Hanna, 1981 ‚geboren‘, wird 2021 vierzigsten Geburtstag feiern. 

Die Solo-Clown-Theaterstücke

Mit den von ihr kreierten Solo-Clown-Theaterstücken: Jeanne d’ArPpo – Die tapfere Hanna (1981), So ein Käse (1988), Die Souffleuse (2003), Die Schneiderin (2010) sowie mit dem neuesten, in Company entwickelten und gespielten Stück Gaia Gaudi (2018) tourt sie in Europa und auf den anderen Erdteilen. Weitere in Company entwickelte Stücke waren Abra Catastrofe – Eine Hexenkomödie (1984), Sekretärin gesucht (1994), Das Leben ist schon lustig genug (1998) und das Zirkusprogramm Hanna + Knill beim Schweizer National Cirkus Knie sowie die Musicals 3 Bräute für 1 Halleluja (2005/06), Honkystonky by Huttistucky (2006) und WanderfulThere’s no Piz like Show Piz (2014).

Als Höhepunkt ihres clownesken Daseins gilt Gardi Hutter ihr Auftritt als „Hofnärrin“ im Schweizer Parlament anlässlich des 700-jährigen Bestehens der Schweiz und des 20-jährigen Frauenstimmrechts: Am Schluss einer Frauensession mit Politikerinnen aus dem In- und Ausland kommt eine Putzfrau herein, die schon seit 700 Jahren den Nationalratssaal putzt; sie wirbelt alles durcheinander und verteilt Besen, hier muss sauber gemacht werden.

Was noch?

Neben ihren Schauspieler-Stücken sowie Film- und Fernsehproduktionen hat Gardi Hutter drei Kinderbücher und eine Art poetische Fabel für Erwachsene veröffentlicht. Seit 1983 hat sie unzählige, mit ihren Tourneen verbundene Workshops in vielen Ländern Europas, Nord- und Südamerikas sowie Asiens (China) gegeben. Darüber hinaus verfügt sie auch über Lehrerfahrung an Hochschulen (Theaterhochschule Leipzig, Abteilung Schauspiel, 1990/91, Universität Leipzig, ITW, 2008/09, Zürcher Hochschule der Künste, Dep. für Schauspiel und Theaterpädagogik, 2015 und 2018).

Gardi Hutter wurde mit 18 nationalen und internationalen Preisen geehrt, darunter mit dem „Hans Reinhart Ring“ (1990) und dem „Honory companion ZHdK“, dem Ehrenpreis der Zürcher Hochschule der Künste (2019). 

Porträtaufnahme von Gardi Hutter

Clowns wühlen mit Vorliebe in Tabuzonen. Unheimliches, Verbotenes, Verdrängtes, Verkrampftes sind mit Angst besetzt. Das schallende Lachen darüber entspannt.

Frank-Walter Steinmeier in einer Laudatio: „Be van Vark zeigt, dass Kultur keine elitäre Luxusbeschäftigung ist, sondern zur Existenz eines jeden Menschen gehört“.

Be van Vark: "Diese Aussage trifft den Antrieb und Kern meiner Arbeit sehr genau."

Szenisches Projekt mit Be van Vark

"Dis-tanzen"

Was macht die durch Covid-19 induzierte Berührungsarmut mit uns? Was bedeutet Berührung überhaupt für unser Menschsein? Wie kann Berührung in diesen Zeiten gelingen? Berührung gar auf Distanz?

Der Tanz kann sich diesen Fragen stellen. Tanz kann einen, ebenso wie hunderte von Menschen berühren. Tanzend öffnen wir uns, versichern uns unserer Existenz. In der Bewegung gehen wir eine Beziehung mit uns selbst und der Welt ein. Wir nehmen wahr. Erleben. Gestalten. Wir sind da. Verortet.

Das Erlernen, Erfahren, Erforschen somatischer Praktiken ist in diesen Zeiten der Pandemie bedingten Isolation und Digitalisierung ein dringliches Anliegen.

Das Seminar beginnt jedes Mal mit einem Bewegungstraining, mit Atem- und Wahrnehmungsübungen. Wir improvisieren, wir schreiben, sprechen, hören zu, wir kreieren, wir choreographieren.
Im Laufe des Prozesses werden wir unsere Arbeit mit dem Projekt Augenblicke – eine Stadt tanzt, welches ich zeitgleich mit unserem Verein Tänzer ohne Grenzen e. V. in Kooperation mit der Bürgerstiftung und der Oper Halle/Saale inszeniere, verknüpfen. In dieser generationsübergreifenden Inszenierung, mit hundert Mitwirkenden aus allen Umfeldern der Halleschen Stadtgesellschaft, setzen wir uns mit den gleichen Themenkomplexen auseinander. Die Einbindung in das Projekt kann, falls es die aktuellen Hygienemaßnahmen erlauben, partizipativ und/oder beobachtend stattfinden.

Das Seminar schließt mit einer institutionsinternen Präsentation ab.

Das Format ist für 12 Teilnehmer und Teilnehmerinnen mit und ohne Bewegungserfahrung geeignet.

Beginn: Fr, 20.11.2020, 10:00 –15:30 Uhr, ab 17:00 Uhr Ernennung/Empfang
Weitere Termine (ganztägig nach Absprache): 21.11.2020, 25.-26.11.2020, 3.-4.12.2020, 11.12.2020 (ab 13:00 Uhr), 12.12.2020, 17.-19.12.2020 (Halle), 7.-9.1.2021 (Präsentation)

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Porträtaufnahme von Gardi Hutter
Gardi Hutter, Foto: Christoph Lanz

Verschiebung wegen COVID-19-Pandemie

Die Besetzung der Bertolt Brecht Gastprofessur sowie alle damit in Verbindung stehenden Veranstaltungen im Sommersemseter 2020 mussten wegen der COVID-19-Pandemie ausgesetzt werden. Es ist geplant, dass die designierte Bertolt Brecht Gastprofessorin Gardi Hutter im Sommersemester 2021 nach Leipzig kommt.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Antonia Baehr, Bertolt Brecht Gastprofessorin, mit erhobenen Armen bei Ihrer Antrittsrede
Antonia Baehr, Bertolt Brecht Gastprofessorin der Stadt Leipzig im WiSe 2019/20, Foto: CCT/Daniel Herold

Die international tätige und renommierte Choreo­grafin, Performerin, Filmemacherin und bildende Künstlerin Antonia Baehr lebt und arbeitet in Berlin. Ihre Stücke unter­suchen die Fiktion des Alltäglichen und des Theaters.

Baehr studierte bei Valie Export in Berlin und absolvierte ihren Master am School of the Art Institute of Chicago. Seit 2006 unterrichtet sie als Gastprofessorin an verschiedenen Hochschulen Europas. Baehr ist außerdem Produzentin des Pferdeflüsterers und Tänzers Werner Hirsch, des Musikers und Choreografen Henri Fleur, des Composer/Performers Henry Wilde u.a.

Ihre bekanntesten Bühnenproduktionen sind: „Un après-midi“ (2003), „Danke“ (2006), „Lachen“ (2008), „Over The Shoulder“ (2009), „For Faces“ (2010), „Abecedarium Bestiarium“ (2013), „The Wildes“ (2014), „Misses und Mysterien“ (2015), „Normal Dance“ (2016), „Musik für tote Tiere „(Serie, seit 2017) und Exit (2018).
Neben ihren Theater- und Performancearbeiten sowie Einzel- und Gruppenausstellungen hat Antonia Baehr bereits mehrere Bücher veröffentlicht und zwei Hörspiele produziert.
Weitere Informationen zu Antonia Baehr finden Sie auf ihrer Homepage.

Szenisches Projekt

"In the Morning there is meaning, in the evening there is feeling" (Gertrude Stein)

Antonia Baehr: „In diesem szenischen Projekt werden wir verschiedene Arbeitsweisen erproben, insbesondere die Arbeit mit Partituren, Verträgen, Performance, Choreografie, und Stimmarbeit… Wir werden über­wiegend praktisch miteinander arbeiten, zu zweit, zu dritt und in der Gruppe. Wir werden Imitation und Nachahmung in eignen Performanceskizzen angehen. Wir werden feministische Partituren praktisch erkunden. Wir werden uns der Methode des “Alba Emoting” annähern (diese Technik beabsichtigt, die Körpermuster von sechs so genannten "universellen Basisemotionen" aus Atem­rhythmus, Körperhaltung und Gesichtsausdruck einzunehmen: Freude, Trauer, Wut, Angst, erotische Liebe und Zärtlichkeit. Aus diesen sechs Basisemotionen werden dann alle weiteren Emotionen gemischt, vergleichbar mit den Primärfarben in der Malerei). Wir werden Partituren und kurze Stücke für einander schreiben und spielen, die auf zeitverschobenen Portraits basieren. Dafür werden wir uns mit Zeitlichkeit und dem Begriff des "Temporal Drag" (Elizabeth Freeman) befassen. Vor allem werden wir unsere eigenen Performances entwickeln und spielen.“

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Michael von zur Mühlen am Rednerpult bei seiner Ernennung zum Bertolt Brecht Gastprofessor
Michael von zur Mühlen, Bertolt Brecht Gastprofessor der Stadt Leipzig am CCT im Sommersemester 2019. Foto: CCT/Swen Reichhold

Michael von zur Mühlen zählt zu den interessantesten Regisseure und Dramaturgen europäischen Gegenwartstheaters. Seit 2004 inszeniert er genreübergreifend Schauspiel, Oper und zeitgenössisches Musiktheater unter anderem am Forum Neues Musiktheater der Staatsoper Stuttgart, der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin, der Oper Leipzig, dem Nationaltheater Weimar, dem Deutschen Theater Göttingen, dem Staatstheater Darmstadt, der Staatsoper Berlin und der Oper Halle.

Seit Beginn der Spielzeit 2016/17 ist er Regisseur und Chefdramaturg im Leitungsteam der Oper Halle, deren avanciertes Programm seit dem künstlerischen Neustart im Sommer 2016 deutschlandweit große Beachtung gefunden hat.

Eine wichtige Rolle in der Arbeit von zur Mühlens spielt die Auseinandersetzung mit Bertolt Brecht, dessen Werke „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“, „Leben des Galilei“, „Lehrstück“ und „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ er inszenierte.

Michael von zur Mühlen studierte Musikwissenschaften und Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin und Musiktheaterregie an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin. Er ist regelmäßiger Gast bei Podiumsdiskussionen (unter anderem Salzburger Festspiele, Akademie der Künste, Staatsoper Berlin, Brechthaus Berlin) und veröffentlichte Essays und Beiträge zu Musik und Theater in Zeitschriften wie Die Deutsche Bühne und Theater der Zeit.

 

Helena Waldmann ist eine der bedeutendsten freien Tanzregisseurinnen des europäischen Gegenwartstheaters. Ihre Choreographien entstehen und touren weltweit. Die Themen ihrer Arbeiten reichen von der erschreckend anarchischen Freiheit der Demenz („revolver besorgen“, 2010) und vom lustvollen Spiel mit Abhängigkeiten („BurkaBondage“, 2009) bis zum anarchischen Fest gegen die Arbeitsdiktatur der Leistungsgesellschaft („feierabend! – das gegengift“, 2008). Waldmanns Stücke entstehen in Dhaka, Tokyo, Kabul, aber auch in Teheran, wo sie äußerlich eingeschränkte, aber umso souveränere Frauen in islamischen Staaten feiert („Letters from Tentland – dance under cover“, 2005) und die Antworten auf die europäische Asylpolitik durch iranischen Exilantinnen inszeniert („return to sender – Letters from Tentland“, 2006). Sie arbeitete in Ramallah mit Menschen, die tanzen müssen, um unter den Umständen der Blockade nicht verrückt zu werden („emotional rescue“, 2006) und in Salvador de Bahia, wo sie für ihre von Fremdbestimmung gefangenen Wesen („Headhunters“, 2003) den Theaterpreis der UNESCO erhielt.

Waldmanns Choreographien ziehen im Sinne Brechts Parallelen zwischen sozialen und künstlerischen Bedingungen von Produktion, (Selbst-)Ausbeutung und (unfreiwilliger) Zugehörigkeit zu sozialen oder nationalen Gruppen. Für ihre Inszenierung „Made in Bangladesh“ (2014), welche die Lebenswelten von Näherinnen in Südasien in Analogie zum Tänzerprekariat in der westlichen Welt brachte, wurde sie für den Deutschen Theaterpreis DER FAUST 2015 nominiert. Zuletzt untersuchte sie mit Tänzern, Akrobaten und 22 Mauerbauern das Ansehen des Passes in Hinblick auf die Bewegungsfreiheit, die er garantiert oder nimmt („Gute Pässe Schlechte Pässe“, 2017).

 

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Helena Waldmann, Bertolt Brecht Gastprofessorin der Stadt Leipzig am CCT im Wintersemester 2018/2019, bei Ihrem Empfang in der Aula der Volkshochschule Leipzig
Helena Waldmann (2.v.l.), Bertolt Brecht Gastprofessorin der Stadt Leipzig am CCT im Wintersemester 2018/2019, bei Ihrem Empfang in der Aula der Volkshochschule Leipzig. Foto: CCT/Daniel Kovalenko
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Motoi Miura am Rednerpult bei seinem Empfang als Bertolt Brecht Gastprofessor
Motoi Miura, Bertolt Brecht Gastprofessor der Stadt Leipzig am CCT im Sommersemester 2018, bei seinem Empfang im Alten Senatssaal der Universität Leipzig. Foto: CCT/Swen Reichhold

Motoi Miura ist einer der bedeutendsten Regisseure des japanischen Gegenwartstheaters mit internationaler Wirkung und Ausstrahlung. Er leitet seit 2001 die japanische Theatergruppe CHITEN („Ort“, „Platz“) in Kyoto und ist mit ihr in Gastspielen unter anderem in Moskau, St. Petersburg, London, Frankreich und Deutschland hervorgetreten. Aufsehen erregte seine Inszenierung von Elfriede Jelineks „Kein Licht“ auf dem wichtigsten japanischen Theaterfestival, Festival/Tokyo, 2012. Motoi Miura und CHITEN haben einen eigenen Stil entwickelt, der die Grundzüge des japanischen Puppenspiels Bunraku und Brechts Theorem  der Trennung der Elemente äußerst gewinnbringend verbindet.

Miura und CHITEN beziehen sich implizit und explizit auf Brecht: Mit „FATZER“ (2013) hatten sie zwei Gastspiele in Leipzig und bei den Fatzer-Tagen in Mülheim. Im Juni 2019 war Motoi Miura mit CHITEN im Rahmen des 16. Symposium der International Brecht Society mit dem Titel „Brecht unter Fremden“ in Leipzig zu Gast und zeigte die Produktion „Brechtseller“.

Die Gastprofessur wurde im Wintersemester 2017/2018 mit Herrn Peter Konwitschny erstmalig besetzt. Der international renommierte und vielfach ausgezeichnete Musiktheaterregisseur ist einer der wichtigsten und prominentesten Regisseure des internationalen Musiktheatergeschehens der letzten Jahrzehnte. Peter Konwitschny absolvierte ein Regiestudium an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin und assistierte von 1971 bis 1979 am Berliner Ensemble unter der Intendanz von Ruth Berghaus. Er inszeniert seit 1980 hauptsächlich Opern, aber auch Dramen und Stücke von Bertolt Brecht, Heiner Müller, Gerhart Hauptmann und anderen. Seit 1990 ist er in ganz Europa und darüber hinaus ein gefragter und kontrovers diskutierter Regisseur. 2008–2011 war Konwitschny Chefregisseur der Oper Leipzig. Peter Konwitschny ist Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande, Mitglied der Akademie der Künste zu Berlin, der Freien Akademie der Künste zu Leipzig sowie Honorarprofessor an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Peter Konwitschny am Rednerpult im Rahmen seines Empfangs als Bertolt Brecht Gastprofessor
Der erste Bertolt Brecht Gastprofessor der Stadt Leipzig am CCT der Universität Leipzig, Herr Peter Konwitschny, bei seinem Empfang im alten Ratsplenarsaal der Stadt Leipzig. Foto: CCT/Swen Reichhold 2017

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