Die Promotion dient der Vertiefung wissenschaftlicher Kompetenzen und ist die Grundlage für eine Karriere in der Hochschullehre. Voraussetzung dafür ist ein abgeschlossenes Studium in Theaterwissenschaft oder einer anderen geisteswissenschaftlichen Disziplin.

Promovieren am Institut für Theaterwissenschaft

Die Theaterwissenschaft bietet ein breites Spektrum an Forschungsthemen, die Sie durch eine Promotion im Anschluss an ein theaterwissenschaftliches Studium vertiefen können. Durch ihre starke interdisziplinäre Vernetzung ist die Theaterwissenschaft auch für Absolventen und Absolventinnen anderer geisteswissenschaftlicher Disziplinen anschlussfähig. Um in diesem Fall die Grundlagen für eine Promotion in Theaterwissenschaft zu erwerben, können Sie zusätzlich zur Teilnahme an Kolloquien einzelne Veranstaltungen des Master-Studiengangs Theaterwissenschaft transkulturell besuchen.

Wenn Sie im Fach Theaterwissenschaft promovieren möchten, suchen Sie sich zunächst einen Professor oder eine Professorin zur Betreuung und vereinbaren sowohl das Thema als auch gegebenenfalls den ergänzenden Besuch theaterwissenschaftlicher Lehrveranstaltungen. Die Durchführung der Promotion erfolgt auf der Grundlage der Promotionsordnung der Fakultät für Geschichte, Kunst- und Orientwissenschaften. Gemeinsam mit dem Betreuer oder der Betreuerin füllen Sie den Antrag auf Eintragung in die Doktorandenliste der Fakultät aus. Diese reichen Sie zusammen mit Ihrem Hochschulzeugnis im Dekanat der Fakultät ein. Den Ablauf einer Promotion von der Eintragung in die Doktorandenliste bis hin zur Veröffentlichung der Abschlussarbeit (Dissertation) schildert die Promotionsordnung. Sie finden die derzeit gültige Fassung im Download-Bereich.

Für alle organisatorischen Fragen wenden Sie sich bitte an das Dekanat der Fakultät.

Über Möglichkeiten der Finanzierung der Promotion informiert die Research Academy Leipzig.

Beratung und Unterstützung bietet darüber hinaus auch der PromovierendenRat.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Tische mit ausgeschnittenen Textfragmenten und Notizen zum Projekt "Messingkauf"
Materialsammlung zum Projekt "Messingkauf", Foto: Melanie Gruß

Promotionen

Das Institut für Theaterwissenschaft und der Standort Leipzig bieten Promovierenden gute Forschungsmöglichkeiten in persönlicher Atmosphäre. Sowohl der Austausch untereinander wie auch der intensive Dialog mit den Lehrenden und Studierenden des Faches vor Ort haben bei uns einen hohen Stellenwert. Einige der aktuellen Promotionsprojekte präsentieren wir hier exemplarisch.

Maria Koch: Meyerholds »uslovnyj teatr« oder Groteske auf dem Scheitelpunkt

Erstgutachter: Prof. em. Dr. Gerda Baumbach, Zweitgutachter: Prof. Dr. Patrick Primavesi

Die Dissertation befasst sich mit der osteuropäischen Theateravantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Zentraler Gegenstand dabei ist die Tätigkeit des russischen Regisseurs und Theatererneuerers Vsevolod E. Meyerhold und seine hierfür grundlegende Konzeption des »uslovnyj teatr«, welche er 1912/13 in seinem Hauptmanifest »Balagan« (Jahrmarkttheater) formulierte. Den Ausgangspunkt und Rahmen bildet eine exemplarische Inszenierungsarbeit Meyerholds in Moskau 1926, die einen äußerst scharf ausgetragenen Theaterskandal auslöste und damit gleichzeitig den kritischen Moment einer an der Schwelle zum Stalinismus stehenden Gesellschaft markiert. Die Analyse richtet sich auf die einzelnen unterschiedlichen Bedeutungsebenen der »uslovnost’« und möchte – gemäß einem »Narrativ der Gleichzeitigkeit« – aufzeigen, welche experimentellen und historisch-theoretischen Forschungsleistungen notwendig waren, um ihre methodischen Forderungen in der Theaterpraxis einzulösen. Die Untersuchung soll Aufschluss geben über die immense Durchschlagskraft der von Meyerhold praktizierten Theaterkunst, die sich im Kern durch »Groteske« als Stil der Schauspielkunst kennzeichnet.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Von Boris Grigorjew gemaltes Portrait des russischen Theatermachers Vsevolod E. Meyerhold, gemalt von Boris Grigorjew
Portrait von Vsevolod E. Meyerhold, gemalt von Boris Grigorjew (1916)

Kurzvita Maria Koch

  • Studium der Theater- und Musikwissenschaft an der Universität Leipzig,
  • Forschungsaufenthalte in Moskau und St. Petersburg,
  • von 2009 bis 2011 Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes,
  • von 2012 bis 2016 Produktionsleiterin und Geschäftsführerin des Leipziger Figurentheaterzentrums Lindenfels Westflügel,
  • von 2016 bis 2019 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Theaterwissenschaft der Universität Leipzig (Doktorandenförderplatz),
  • seit Oktober 2019 Graduiertenstudium an der Fakultät für Geschichte, Kunst- und Orientwissenschaften der Universität Leipzig. Lehrtätigkeit am Institut für Theaterwissenschaft in Leipzig und am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien.

Publikationen

  • „›Die Gespenster, die ich rief‹: Einstein und die Materie” 
    in: Flick, Ronja; Koch, Maria; Rekatzky, Ingo (Hg.): Erinnern – Erzählen – Erkennen: Vom Wissen kultureller Praktiken. Aufsätze.
    Leipzig: Universitätsverlag 2017 [= Leipziger Beiträge zur Theatergeschichtsforschung, Bd. 6]
  • „My Big Fat Klingon Wedding. Ein Vorwort”
    in: Flick, Ronja; Koch, Maria; Rekatzky, Ingo (Hg.): Erinnern – Erzählen – Erkennen: Vom Wissen kultureller Praktiken. Aufsätze
    Leipzig: Universitätsverlag 2017 [= Leipziger Beiträge zur Theatergeschichtsforschung, Bd. 6]. Zusammen mit Ronja Flick und Ingo Rekatzky.
  • „Theater-Episteme und Wissenssysteme: Radikale Historisierung?”
    in: Cairo, Milena; Hannemann, Moritz; Haß, Ulrike; Schäfer, Judith (Hg.): Episteme des Theaters. Bielefeld: transcript 2016. Zusammen mit Gerda Baumbach, Theresa Eisele, Ronja Flick, Mechthild Gallwas, Merle Nümann und Ingo Rekatzky
  • „›Contraria sunt complementa‹ Von den Gegensätzen in der kleinen und großen Welt” 
    in: Kirschstein, Corinna; Hauck, Sebastian (Hg.): Akteure und ihre Praktiken im Diskurs. Aufsätze
    Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2012 [= Leipziger Beiträge zur Theatergeschichtsforschung, Bd. 5], Seiten 267 bis 286.

Zum Nachleben von Utopien im zeitgenössischem Theater

Erstgutachter: Professor Dr. Patrick Primavesi, Zweitgutachter: Professor Dr. Günther Heeg

Kurzvita

Matthias Sterba absolvierte ein Staatsexamen in Geschichte, Philosophie und Erziehungswissenschaften. Er arbeitete im Tanzarchiv Leipzig und als Dozent an der Theaterwissenschaft Leipzig. Zur Zeit promoviert er am Institut für Theaterwissenschaft unter dem Titel "Unabgegoltenes Spielen. Zum Nachleben von Utopien im zeitgenössischem Theater". Darin befasst er sich mit Ernst Blochs ästhetischer Theorie im Spiegel zeitgenössischer Performance-Arbeiten. Darüber hinaus ist er Stipendiat der Rosa-Luxemburg-Stiftung und Mitglied des Theaterkollektivs gruppe tag.

Publikationen und Vorträge

  • Vorwort, in: Leipzig die utopische Kommune, hg. vom Ost-Passage Theater, Leipzig, 2015.
  • Framing Utopia. Utopien in zeitgenössischen Theaterpraktiken, in: Work in Progress. Beiträge kritischer Wissenschaft, hg. von Marcus Hawel u.a., Berlin, 2019.
  • Vortrag „Theater als immanente Kritik?“ zum Internationalen Kongress der deutschen Gesellschaft für Theaterwissenschaft in Frankfurt, 2016.
  • Vortrag „Beyond ideology? Critical approaches in theatre studies“ an der Janáček Akademie in Brünn, 2017.

Künstlerische Projekte

Auswahl von Projekten seit 2016 mit der gruppe tag

  • gottfried maschine: eine Stückentwicklung in der Gäste mit dem Leibniz-Chat-Bot gottfried68 diskutierten, 2016
  • accusing dick: eine Videoinstallation in der Besucher der Biennale Coimbra ihren persönlichen Mr. Dick anklagten, 2017
  • class matters - die feinen Unterschiede: eine szenische Feldanalyse zu den Klassenverhältnissen im Publikum, 2018/19 (ausgezeichnet mit dem RosaKunstpreis)

Seit der Einrichtung des Instituts 1994 konnten zahlreiche Promotionen zu den unterschiedlichsten Themen abgeschlossen werden. Die Veröffentlichungen der Dissertationen bei diversen Verlagen liefern wichtige Beiträge zur aktuellen theaterwissenschaftlichen Forschung. Nachfolgend erhalten Sie einen Überblick über die abgeschlossenen Promotionen und deren Publikation.

Fatemeh Ahmadi:
Die Ta’zieh. Vom iranischen Ritual bis zur politischen Aufführung (2022)

Salya Föhr:
Aus einem beschädigtem Leben - "Die Ästhetik des Widerstands" von Peter Weiss (2021)

Andrea Hensel:
Die Verwandlung der Bilder. Karl Friedrich Schinkels Bühnendekorationen. (2019)

Sebastian Hauck:
Die Harmonie der Sphären und der Wahnsinn der Isabella. Florentiner Intermedien und Commedia all’improvviso. Eine Monade. (2018)

Charlotte Wegen:
Der Faden der Ariadne und das Netz von Mahagonny im Spiegel von Mythos und Religion. Über die entleerte Zeit als Metapher und Symptomatik in den Opernwerken Ariadne auf Naxos und Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny. (2018)

Vanessa Ganz:
„Wir wollen seyn ein einzig Volk von Brüdern“. Studie zum Verhältnis von Theater, Wiedervereinigung und nationaler Identität. (2017)

Heather Metcalfe:
The Stories They Told - German Language Theatre in Buchenwald Concentration Camp. (2017)

Ingo Rekatzky:
Hamburgs Oper am Gänsemarkt (1678 - 1738) und der Legitimationsprozess von Theater im protestantischen Raum: „Damit nicht das heidnische Unwesen der öffentlichen Schau=Spiele unter uns einreisse.“ (2017)

Linn Settimi:
Chor- und Weiblichkeitsfiguren bei Einar Schleef: Die verdrängten Protagonisten des tragischen Konflikts. (2017) Zum Transcript Verlag

Torben Ibs:
Ostdeutsches Theater zwischen 1989 und 1995. Transformationen in Strukturen und Diskursen. (2015) Zum Verlag Theater der Zeit

Charlotte Gschwandtner:
mehr als eine Moresca, drunt´ in der Hölle Theaterhistorische Studien zur Moresca als Tanzpraxis vom 15. bis 17. Jahrhundert. (2015) Zum Leipziger Universitätsverlag

Melanie Gruß:
PROJEKTionsfläche SYNÄSTHESIE. Sehnsuchts- und Denkfigur zwischen Kunst, Medien und Wissenschaft. (2015) Zum Transcript Verlag

Jeanne Bindernagel:
Von der Bühne zum Text. Theatrale Konstellationen zwischen Sigmund Freud und Gilles Deleuze im Schreiben von Hysterie und Körper. (2015) Zur Universitätsbibliothek Leipzig

Jürgen Kästner:
Von der Bühne auf den Bildschirm und vice versa - Thomas Langhoffs Inszenierungen als Paradigma intermedialer Korrelationen zwischen Fernsehen und Theater in der DDR der 1970er und 80er Jahre. (2014) Zum Leipziger Universitätsverlag

Guido Böhm:
Faust-Aufführungen im DDR-Theater als Konfliktfeld ostdeutscher Identitätskonstruktion 1945 – 1990. (2014) Zum Verlag Theater der Zeit

Fee Isabelle Lingnau:
Theaterkritik - Praxis und Theorie ihrer produktiven Möglichkeiten am Beispiel Herbert Iherings. (2013)

Birgit Kuch:
Vorstellung Georgien. Die Theaterlandschaft von Tiblisi zwischen Rosenrevolution und Augustkrieg. (2012)

Anke Charton:
Prima donna, primo uomo, musico. Körper und Stimme: Geschlechterbilder in der Oper. (2011) Zum Leipziger Universitätsverlag

Michael Braun:
Tulse Luper's Journey. Zu einer Figur in Peter Greenaways Praxis von Erzählung und Geschichte. (2011) Zum Transcript Verlag

Katy Schlegel:
Frühe Berufsschauspielerinnen und ihre Kunst. Comica - Donna Attrice - Innamorata. Zur Geschichte und Theorie der italienischen Theaterkunst im 16. und 17. Jahrhundert. (2009) Zum Leipziger Universitätsverlag

Sandra Meinzenbach:
Neue alte Weiblichkeit. Frauenbilder und Kunstkonzepte im Freien Tanz: Loïe Fuller, Isadora Duncan und Ruth St. Denis zwischen 1891 und 1934. (2009)

Corinna Kirschstein:
Theater/Wissenschaft/Historiographie - Studien zu den Anfängen theaterwissenschaftlicher Forschung in Leipzig. (2008) Zum Leipziger Universitätsverlag

Martina Bako:
Das provozierte Versehen. Kunst und Leben des Squat Theatr. (2005)

Heike Adamski:
Diener, Schulmeister und Visionäre. Studien zur Berliner Theaterkritik der Weimarer Republik. (2004)

Veronika Darian:
Das Theater der Bild/Beschreibung. Zum Verhältnis von Sprache, Macht und Bild in Zeiten der Souveränität. (2004) Zum Fink Verlag

Ina Pukelyte:
Funktionen der Bildmedien in Theaterinszenierungen der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts. (2002)

Diane Zilliges:
Täuschung/Ent-Täuschung. Studien zum Verhältnis von Ritual und Theater. (2000)

Ulf Heuner:
Tragisches Handeln in Raum und Zeit. Studie zum sophokleischen Drama und zum griechischen Theater. (1999)

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