Unter Federführung unserer Mitarbeiterin PD Birgit Heise wird ab dem 30. August 2024 eine
Sonderausstellung mit Pauken verschiedener Typen im GRASSI Musikinstrumentenmuseum
präsentiert. Im Altenburger Verlag von Klaus-Jürgen Kamprad erscheint der dazu gehörige
wissenschaftliche Katalog.
Zum ersten Mal wird anhand einer Fülle originaler Instrumente die Geschichte der modernen
Orchesterpauke detailliert dargestellt. Grundlage dafür ist die umfangreiche Sammlung von
Pauken verschiedener Modelle aus dem 19./20. Jh. aus dem Besitz von Bernhard Kolberg,
Gründer und Inhaber von „Kolberg Percussion Uhingen“.
Der professionelle Schlagzeuger und Paukenbauer sammelt, restauriert und konserviert seit 1968 Pauken aller Bauarten und präsentiert sie
in einem eigenen Museum in Uhingen bei Stuttgart. Kolberg besitzt mit 130 Instrumenten inzwischen
die größte Kollektion an so genannten Maschinenpauken verschiedener Typen.
Pauken kamen im 19. und frühen 20. Jahrhundert vornehmlich aus mitteldeutschen
Produktionsstätten. Hochwertige Orchesterinstrumente lieferte man aus Fabriken in Altenburg (G.Jul.
Wunderlich), Leipzig (C. Korte), Dresden (Dresdner Apparatebau) und dem Vogtland (M.& G. Voigt,
Leberecht Fischer). Auch die wichtigsten Erfindungen wie das Pedal zum schnellen Umstimmen der
Felle kamen aus Sachsen, wobei Mitglieder der großen Orchester entscheidende Impulse gaben. So
verdanken wir dem Leipziger Gewandhaus-Pauker E.G.B. Pfundt die praktische Kurbelpauke, C. Pittrich
von der Dresdner Hofkapelle erfand die heute übliche Pedalpauke. M. Puschmann vom Chemnitzer
Stadtorchester erdachte einen besonders originellen Mechanismus mit vielen Zahnrädern.
Den Besucher mag erstaunen, welch raffinierte technische Lösungen man erdachte, um das Paukenfell
schnell und geräuschlos umstimmen zu können. Denn das musste in den großen Orchesterwerken
eines R. Wagner oder A. Bruckner zuverlässig funktionieren. Apropos: Auch Wagner bestellte Pauken
extra aus Leipzig für sein Bayreuther Opernhaus.
Heute nutzt der Pauker ein Pedal zum Stimmen, aber früher galt es, eine Kurbel oder den gesamten
Paukenkessel zu drehen, Zahnräder in Gang zu setzen oder mit Vierkant-Schlüsseln zu hantieren. Die
Besucher dürfen manches unter Anleitung selbst ausprobieren. In Führungen und Workshops werden
die Instrumente regelmäßig zum Erklingen gebracht.