Die Geschichte unserer Professur reicht bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts zurück. Inzwischen ist sie Teil des Historischen Seminars der Universität und mitten im Leipziger Stadtzentrum in der Ritterstraße beheimatet.

Seit ihrer Gründung hat die Professur für Ur- und Frühgeschichte der Universität Leipzig einen wechselvollen Werdegang mit sechs Umzügen in 70 Jahren bewältigt.

Erstmals wurde Karl Weule, dem Direktor des Völkerkundemuseums, ein Lehrauftrag für „Völkerkunde und Urgeschichte“ erteilt, den er von 1903 bis 1926 im Rahmen einer außerordentlichen Professur erfüllte.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Ehemaliges Universitätsrentamt, Schillerstraße 8. Im Obergeschoss befanden sich die Räume des vorgeschichtlichen Seminars. Aufnahme vor 1935 (Stadtarchiv Leipzig, BA 1987 24582).
Ehemaliges Universitätsrentamt, Schillerstraße 8. Im Obergeschoss befanden sich die Räume des vorgeschichtlichen Seminars. Aufnahme vor 1935 (Stadtarchiv Leipzig, BA 1987 24582).

1934 wurde ein eigenständiger Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte geschaffen, um die „Deutsche Ostforschung“ voranzutreiben, die der Ostexpansion der Nationalsozialisten eine wissenschaftliche Legitimierung verleihen sollte. Erster Lehrstuhlinhaber war Kurt Tackenberg, der als „einwandfreier“ Nationalsozialist galt. Aus dem gleichen Grund wurde sein Nachfolger Leonhard Franz berufen (1939 – 1942).

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Erster Lehrstuhlinhaber Kurt Tackenberg (1899-1992) (links) und sein Nachfolger Leonhard Franz (1895-1974) (rechts).
Erster Lehrstuhlinhaber Kurt Tackenberg (1899-1992) (links) und sein Nachfolger Leonhard Franz (1895-1974) (rechts).

Am 4. Dezember 1943 brach bei den schweren Luftangriffen im Institutsgebäude Schillerstraße 8 ein Brand aus, der zur Vernichtung sämtlicher Akten und zahlreicher Artefakte führte. Die Institutsmitglieder retteten, was noch zu retten war, aber die Arbeit im Seminar musste zunächst eingestellt werden.

1944 wurde Bolko Freiherr von Richthofen berufen, seit 1933 sowohl Mitglied der NSDAP als auch Leiter der Berufsvereinigung Deutscher Vorgeschichtsforscher. Dies zeigt die dem Leipziger Lehrstuhl zugemessene Rolle innerhalb der Kulturpolitik des Dritten Reiches, ist aber praktisch nicht mehr von Bedeutung gewesen. Die Einberufung von Richthofens im November 1944 verhinderte, dass er mehr als seine Antrittsvorlesung halten konnte.

Im Sommer 1950 erhielt Friedrich Behn, ein pensionierter Denkmalpfleger aus Hessen, die Professur im Petersteinweg 2 – 8.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Standort der Professur im Peterssteinweg 2 – 8 (1950 – 1972) unter Leitung von Friedrich Behn (1883-1970).
Standort der Professur im Peterssteinweg 2 – 8 (1950 – 1972) unter Leitung von Friedrich Behn (1883-1970).

Ab 1963 folgte ihm Heinz Arno Knorr, der seit 1966 die Leitung des Instituts innehatte. Als Leiter der zentralen Fachstelle für Heimatmuseen beim Ministerium für Kultur hatte er maßgeblich Einfluss auf die Entwicklung der Museologie der DDR ausgeübt. In seiner Amtszeit verlor das Institut seine Selbstständigkeit, denn im Zuge der 3. Hochschulreform 1968 wurde es als Forschungsbereich in die Sektion Geschichte der Karl-Marx-Universität eingegliedert.
Unter Knorrs Nachfolgerin Edith Hoffmann zog das Institut in die 21. Etage des „Uniriesen“, des neuen Universitätshochhauses.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Sitz der Professur im Universitätshochhaus von 1972 bis 1998.
Sitz der Professur im Universitätshochhaus von 1972 bis 1998.

Im Jahr 1993 erfolgte die Neugründung der Professur für Ur- und Frühgeschichte. Nach einem Interim in der Burgstraße 3 wurden im Sommer 1999 die repräsentativen Räume in der Ritterstraße 14 gegenüber der Nikolaikirche bezogen.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Ritterstr. 14 am Nikolaikirchhof in der Leipziger Innenstadt. Sitz des Lehrstuhls für Ur- und Frühgeschichte mit Sammlung, Bibliotheks- und Arbeitsräumen.
Ritterstr. 14 am Nikolaikirchhof in der Leipziger Innenstadt. Sitz des Lehrstuhls für Ur- und Frühgeschichte mit Sammlung, Bibliotheks- und Arbeitsräumen.