Lehre
Hier finden Sie die aktuellen Lehrangebote der Professur für Sächsische und Vergleichende Landesgeschichte im Sommersemester 2025.
Vorlesung: Die Reformation – Mitteldeutschlands welthistorische Stunde
Prof. Dr. Christoph Volkmar
Fr. 11.15-12.45 Uhr
Hörsaalgebäude Hörsaal 1
Beschreibung: Nicht erst seit dem Jubiläumsjahr 2017 gilt die Reformation als ein Weltereignis „made in Mitteldeutschland“. Die Vorlesung bietet einen Überblick zur Kernphase der Reformation (1517–1555). Dabei weitet sich die Perspektive vom „Geburtsland der Reformation“ bis hin zum europäischen Horizont. Thematisiert werden politische Rahmenbedingungen, soziale Trägergruppen und kulturelle Praktiken. Als Kontexte bzw. Handlungsräume sind Universität und humanistische Gelehrtenkultur, Fürstenhöfe und Reichsverfassung, Theologie und kirchliche Reformbewegungen, Stadt-, Gemeinde- und Adelsreformationen, Bauernkrieg und Buchdruck in den Blick zu nehmen. Altgläubige Kritiker sollen ebenso zu Wort kommen wie Alternativen bis hin zur radikalen Reformation und dem Bauernkrieg. In einem forcierten Prozess religiösen, kulturellen und gesellschaftlichen Wandels hat die Reformation die Identität Sachsen-Anhalts, Sachsens und Thüringens geprägt. Bis heute knüpfen lokale Selbstverortung und Außenwahrnehmung der Region daran an.
Literatur: Thomas A. Brady (Hg.), Die deutsche Reformation zwischen Spätmittelalter und Früher Neuzeit (Schriften des Historischen Kollegs, Kolloquien 50), München 2001; Thomas Kaufmann, Geschichte der Reformation, Frankfurt/Leipzig 2009; Harald Marx/Cecilie Hollberg (Hg.), Glaube und Macht. Sachsen im Europa der Reformationszeit. Aufsätze, Dresden 2004; Enno Bünz/Heinz-Dieter Heimann/Klaus Neitmann (Hg.), Reformationen vor Ort. Christlicher Glaube und konfessionelle Kultur in Brandenburg und Sachsen im 16. Jahrhundert (Studien zur brandenburgischen und vergleichenden Landesgeschichte 20), Berlin 2017; Christoph Volkmar, Reform statt Reformation. Die Kirchenpolitik Herzog Georgs von Sachsen, 1488–1525 (Spätmittelalter, Humanismus, Reformation 41), Tübingen 2008.
Seminar 1: Metropolen als Innovationsräume: Die Großstadt in der frühen Reformation
Prof. Dr. Christoph Volkmar
Fr. 13.15-14.45 Uhr
Seminargebäude SR 228
Beschreibung: 1524 gewann die Reformation in Deutschlands Städten immer mehr an Boden. Einen Modellfall stellt die mitteldeutsche Metropole Magdeburg dar, nicht zuletzt weil Martin Luther am Geschehen in der Elbestadt vor genau 500 Jahren beteiligt war wie sonst nur in Wittenberg. Über parallele Entwicklungen in Nürnberg, Bremen oder Straßburg bestens informiert, setzten die Magdeburger das neue Kirchenwesen in den Pfarrgemeinden und Bettelordenskirchen konsequent durch, lange bevor sich die ersten Territorialstaaten zur neuen Lehre bekannten. Der Rat stellte sich an die Spitze einer breiten religiösen Bewegung und nutzte die Reformation als neuen Hebel im alten Ringen um kommunale Autonomie gegen den erzbischöflichen Stadtherren, Kardinal Albrecht von Brandenburg.
Das Seminar verknüpft das etablierte Paradigma „(Reichs-)Stadt und Reformation“ mit aktuellen Ansätzen der Metropolen- und Hanseforschung. Die Teilnehmer analysieren die Verschränkung konfessioneller sowie reichs-, territorial- und kommunalpolitischer Interessen unter den Bedingungen eines verdichteten urbanen Kommunikationsraums. Welche besonderen Möglichkeiten ließen die wenigen Großstädte im Reich zu Experimentierfeldern des neuen Glaubens werden und welche Rolle spielten die neuen Medien des Buchdruckzeitalters für den gesamtgesellschaftlichen Erneuerungsdiskurs? Lässt sich die Reformation in der Großstadt als eigenständiges Verlaufsmuster beschreiben?
Literatur: Kaufmann, Thomas: Das Ende der Reformation. Magdeburgs „Herrgotts Kanzlei“ (1548–1551/52) (Beiträge zur historischen Theologie 123), Tübingen 2003; Magdeburg und die Reformation, Bd. 1: Eine Stadt folgt Martin Luther, hg. von Maren Ballerstedt, Gabriele Köster und Cornelia Poenicke, Bd. 2: Von der Hochburg des Luthertums zum Erinnerungsort, hg. von Gabriele Köster, Cornelia Poenicke und Christoph Volkmar (Magdeburger Schriften 7–8), Halle 2016/17; Ausgewählte Quellen: www.magdeburger-spuren.de; digiref.reformationsportal.de.
Seminar 2: Zwischen Kirche und Welt. Das mittelalterliche Thomasstift zu Leipzig im Spiegel seiner Quellen
Dr. Alexander Sembdner
Mi. 09.15-10.45 Uhr
Seminargebäude SR 428
Beschreibung: Der christliche Glaube und die römische Kirche nahmen im Alltagsleben der mittelalterlichen Menschen einen zentralen Platz ein. Die „Totalität, mit der die mittelalterliche Kirche das ganze damalige Leben bis in die letzten Kapillaren durchdrang“, wie es der bekannte Historiker Arnold Esch ausdrückt, verweist darauf, dass die Beschäftigung mit der Kirchengeschichte unabdingbare Voraussetzung für das Verständnis der mittelalterlichen Gesellschaft und Geschichte ist. Denn Kirche und Welt waren untrennbar miteinander verbunden. Anhand des Leipziger Augustiner-Chorherrenstifts St. Thomas, dessen neuzeitliches Fortleben in Bach und Thomanerchor wohl bekannter sein dürfte als seine mittelalterlichen Wurzeln, sollen verschiedene Aspekte der mittelalterlichen Kirchengeschichte und damit auch der mittelalterlichen Alltags- und Gesellschaftsgeschichte, Bildungs- und Kulturgeschichte, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte sowie Frömmigkeits- und Mentalitätsgeschichte beleuchtet werden. Denn das Thomasstift war nicht nur die wichtigste geistliche Institution Leipzigs, die die religiöse Versorgung der Bürger dominierte, sondern auch Grundbesitzer in und um Leipzig, Großproduzent und -konsument, Gerichtsherr auf den Leipziger Dörfern, Konkurrent des Leipziger Stadtrates, Betreiber von Schulen, Produzent von Büchern und Handschriften, es beherbergte jahrzehntelang die Leipziger Juristenfakultät und die Kanoniker waren mehrheitlich hochgradig akademisch gebildet.
Organisatorisches: Das Seminar wird das Thema dezidiert aus der Überlieferung und den Quellen erschließen. Das Beschaffen, Lesen, Verstehen, Einordnen und Interpretieren von Quellen ist einerseits eine absolut essentielle und insofern selbstverständliche, andererseits jedoch keineswegs selbsterklärende oder gar „angeborene“ Kernkompetenz von Historiker:innen. Heuristik und Quellenkritik bilden aber die unabdingbare Basis geschichtswissenschaftlichen Arbeitens. Anliegen des Seminars ist es daher, diese Kompetenzen gezielt zu trainieren und zwar durch das gemeinsame Lesen sowohl gedruckter als auch ungedruckter Überlieferung aus dem Kontext des Leipziger Thomasstifts. Deshalb sollten die Seminarteilnehmer:innen die Bereitschaft mitbringen, sich auf Latein und Frühneuhochdeutsch als den dominanten Quellensprachen der Zeit zumindest einzulassen.
Literatur: MICHAEL BORGOLTE, Die mittelalterliche Kirche (Enzyklopädie deutscher Geschichte 17), München 1992; ENNO BÜNZ, Kirchliches Leben und Laienfrömmigkeit im spätmittelalterlichen Leipzig, in: Das religiöse Leipzig. Stadt und Glauben vom Mittelalter bis zur Gegenwart, hg. v. Dems./Armin Kohnle (Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Leipzig 6), Leipzig 2013, S. 27–61; BERTRAM LESSER, Das Goslarer Provinzialkapitel der Augustiner-Chorherren in Nord- und Mitteldeutschland vom 12. bis zum 16. Jahrhundert, in: Regular- und Säkularkanonikerstifte in Mitteldeutschland, hg. v. Dirk Martin Mütze (Bausteine aus dem Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde 21), Dresden 2011, S. 103–142; ALEXANDER SEMBDNER, Die Augustiner-Chorherren in Thüringen zwischen Reform und Reformation aus organisations- und strukturgeschichtlicher Perspektive, in: Thüringische Klöster und Stifte in vor- und frühreformatorischer Zeit, hg. v. Enno Bünz/Werner Greiling/ Uwe Schirmer (Quellen und Forschungen zu Thüringen im Zeitalter der Reformation 6), Köln/Weimar/Wien 2017, S. 163–212; MAREK WEJWODA, Stadt und Kirche als Sakralgemeinschaft. Das Augustiner-Chorherrenstift St. Thomas zu Leipzig im späten Mittelalter, in: 800 Jahre St. Thomas zu Leipzig. Ein Gang durch die Geschichte, hg. v. Doreen Zerbe, Leipzig 2013, S. 41–76.
Vorlesung: Die Reformation – Mitteldeutschlands welthistorische Stunde
Prof. Dr. Christoph Volkmar
Fr. 11.15-12.45 Uhr
Hörsaalgebäude Hörsaal 1
Beschreibung: Nicht erst seit dem Jubiläumsjahr 2017 gilt die Reformation als ein Weltereignis „made in Mitteldeutschland“. Die Vorlesung bietet einen Überblick zur Kernphase der Reformation (1517–1555). Dabei weitet sich die Perspektive vom „Geburtsland der Reformation“ bis hin zum europäischen Horizont. Thematisiert werden politische Rahmenbedingungen, soziale Trägergruppen und kulturelle Praktiken. Als Kontexte bzw. Handlungsräume sind Universität und humanistische Gelehrtenkultur, Fürstenhöfe und Reichsverfassung, Theologie und kirchliche Reformbewegungen, Stadt-, Gemeinde- und Adelsreformationen, Bauernkrieg und Buchdruck in den Blick zu nehmen. Altgläubige Kritiker sollen ebenso zu Wort kommen wie Alternativen bis hin zur radikalen Reformation und dem Bauernkrieg. In einem forcierten Prozess religiösen, kulturellen und gesellschaftlichen Wandels hat die Reformation die Identität Sachsen-Anhalts, Sachsens und Thüringens geprägt. Bis heute knüpfen lokale Selbstverortung und Außenwahrnehmung der Region daran an.
Literatur: Thomas A. Brady (Hg.), Die deutsche Reformation zwischen Spätmittelalter und Früher Neuzeit (Schriften des Historischen Kollegs, Kolloquien 50), München 2001; Thomas Kaufmann, Geschichte der Reformation, Frankfurt/Leipzig 2009; Harald Marx/Cecilie Hollberg (Hg.), Glaube und Macht. Sachsen im Europa der Reformationszeit. Aufsätze, Dresden 2004; Enno Bünz/Heinz-Dieter Heimann/Klaus Neitmann (Hg.), Reformationen vor Ort. Christlicher Glaube und konfessionelle Kultur in Brandenburg und Sachsen im 16. Jahrhundert (Studien zur brandenburgischen und vergleichenden Landesgeschichte 20), Berlin 2017; Christoph Volkmar, Reform statt Reformation. Die Kirchenpolitik Herzog Georgs von Sachsen, 1488–1525 (Spätmittelalter, Humanismus, Reformation 41), Tübingen 2008.
Seminar 1: Metropolen als Innovationsräume: Die Großstadt in der frühen Reformation
Prof. Dr. Christoph Volkmar
Fr. 13.15-14.45 Uhr
Seminargebäude SR 228
Beschreibung: 1524 gewann die Reformation in Deutschlands Städten immer mehr an Boden. Einen Modellfall stellt die mitteldeutsche Metropole Magdeburg dar, nicht zuletzt weil Martin Luther am Geschehen in der Elbestadt vor genau 500 Jahren beteiligt war wie sonst nur in Wittenberg. Über parallele Entwicklungen in Nürnberg, Bremen oder Straßburg bestens informiert, setzten die Magdeburger das neue Kirchenwesen in den Pfarrgemeinden und Bettelordenskirchen konsequent durch, lange bevor sich die ersten Territorialstaaten zur neuen Lehre bekannten. Der Rat stellte sich an die Spitze einer breiten religiösen Bewegung und nutzte die Reformation als neuen Hebel im alten Ringen um kommunale Autonomie gegen den erzbischöflichen Stadtherren, Kardinal Albrecht von Brandenburg.
Das Seminar verknüpft das etablierte Paradigma „(Reichs-)Stadt und Reformation“ mit aktuellen Ansätzen der Metropolen- und Hanseforschung. Die Teilnehmer analysieren die Verschränkung konfessioneller sowie reichs-, territorial- und kommunalpolitischer Interessen unter den Bedingungen eines verdichteten urbanen Kommunikationsraums. Welche besonderen Möglichkeiten ließen die wenigen Großstädte im Reich zu Experimentierfeldern des neuen Glaubens werden und welche Rolle spielten die neuen Medien des Buchdruckzeitalters für den gesamtgesellschaftlichen Erneuerungsdiskurs? Lässt sich die Reformation in der Großstadt als eigenständiges Verlaufsmuster beschreiben?
Literatur: Kaufmann, Thomas: Das Ende der Reformation. Magdeburgs „Herrgotts Kanzlei“ (1548–1551/52) (Beiträge zur historischen Theologie 123), Tübingen 2003; Magdeburg und die Reformation, Bd. 1: Eine Stadt folgt Martin Luther, hg. von Maren Ballerstedt, Gabriele Köster und Cornelia Poenicke, Bd. 2: Von der Hochburg des Luthertums zum Erinnerungsort, hg. von Gabriele Köster, Cornelia Poenicke und Christoph Volkmar (Magdeburger Schriften 7–8), Halle 2016/17; Ausgewählte Quellen: www.magdeburger-spuren.de; digiref.reformationsportal.de.
Seminar 2: Der Name Sachsen im Kartenbild der Frühen Neuzeit (1450–1800)
Prof. Dr. Peter Wiegand
08.04.2024, 11.15 – 12.45 Uhr (Einführung)
29.04.2024, 11.15 – 16.45 Uhr (Block 1)
27.05.2024, 11.15 – 16.45 Uhr (Block 2)
17.06.2024, 11.15 – 16.45 Uhr (Block 3)
01.07.2024, 11.15 – 12.45 Uhr (Schlussbesprechung)
Seminargebäude SR 228
Beschreibung: Welche Rolle spielten Landkarten in zeitgenössischen Landesdiskursen? Inwieweit können sie als Spiegel eines Landesbewusstseins gelesen werden? Dem will das Seminar am Beispiel der Verwendung des Begriffes „Sachsen“ in der humanistischen Regionalkartographie, der Verlagskartographie und der landes-herrlichen Manuskriptkartographie der Jahre zwischen 1450 und 1800 nachgehen. Welche Gebiete galten damals als „sächsisch“ und welche Konnotationen waren mit dem Namen verbunden? Zur Klärung dieser Fragen sollen ausgewählte Kartenbeispiele gelesen, kartographiehistorisch ein¬geordnet und mit dem Sachsenbild geohistoriographischer Texte ihrer Zeit verglichen werden.
Literatur: Elizaveta Malashenko, Saxonia vera et antiqua. Der Sachsen-Diskurs in den Landeschroniken des 16. Jahrhunderts (Göttinger Forschungen zur Landesgeschichte 21), Bielefeld 2017; Olav Heinemann, Das Herkommen des Hauses Sachsen. Genealogisch-historio¬graphische Arbeit der Wettiner im 16. Jahrhundert (Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde 51), Leipzig 2015; Peter H. Meurer, Cartography in the German Lands 1450–1650, in: David Woodward (Hg.): The History of Cartography, Bd. 3, 2, Chicago/London 2007, S. 1172–1245; Fritz Bönisch, Kleinmaßstäbige Karten des sächsisch-thüringischen Raums, in: Ders. u. a.: Kursächsische Kartographie bis zum Dreißigjährigen Krieg, Bd. 1 (Veröffentlichungen des Staatlichen Mathematisch-Physikalischen Salons 8), Berlin 1990, S. 207–247.
Oberseminar zur sächsischen und vergleichenden Landesgeschichte
Prof. Dr. Enno Bünz
Mi. 18.00-19.30 Uhr c.t.
GWZ, H5 2.16
Termine werden rechtzeitig bekanntgegeben
Beschreibung: Das landesgeschichtliche Oberseminar ist ein Forschungskolloquium und dient der laufenden Diskussion neuer Forschungen, die im Rahmen von Bachelor-, Master-, und Staatsexamensarbeiten sowie Dissertationen und Habilitationen entstehen. Neben den Abschlusskandidat:innen, die am Lehrstuhl für Sächsische und Vergleichende Landesgeschichte betreut werden, haben auch Kandidat:innen anderer Lehreinheiten und Universitäten Gelegenheit, ihre Arbeiten vorzustellen. Darüber hinaus dient das Oberseminar dem Austausch über wissenschaftliche Neuerscheinungen, Entwicklungen im Fach und in den geschichtskulturellen Institutionen des Landes.
Zielgruppe: Lehramts-, B.A.- und Master-Absolventen, Examenskandidaten, Doktoranden und Fort-geschrittene, die an laufenden Abschlussarbeiten und Forschungsvorhaben arbeiten.
Einschreibemodalitäten: Persönliche Einladung/Persönliche Anmeldung in der Sprechstunde