Forschungsprojekt von Dr. Kai Nowak

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Polizisten zeigen Kindern Straßenverkehrsregeln
Verkehrserziehung durch Polizei/ Bundesarchiv/ Foto: Rolf Unterberg

Projektbeschreibung

Vom Verkehrskasper über den schulischen Verkehrsunterricht und die Fahrschule bis hin zu Autobahnplakaten: bis heute begleiten Maßnahmen der Verkehrserziehung die Menschen von der Wiege bis zur Bahre, um sie zu befähigen, den Unsicherheiten des sich verdichtenden Straßenverkehrs kompetent zu begegnen. In einer nahezu das ganze Jahrhundert der (Massen-)Motorisierung umfassenden Längsschnittuntersuchung fragt das Projekt nach Veränderungen und Kontinuitäten, Phasen und Konjunkturen der Verkehrserziehung in Deutschland und ihren Wissensordnungen und Praktiken. 

Über das Vermitteln theoretischen Wissens hinaus ging (und geht) es der Verkehrserziehung darum, „richtiges“ Verhalten im Unterbewussten zu verankern, damit es routinisiert abgerufen werden konnte. Untersucht werden zum einen Prozesse der Professionalisierung der Verkehrserziehung durch den Auf- und Ausbau von Fahrschulen und spezialisierten Lehrgängen über die (vor-)schulische Verkehrspädagogik bis hin zu breit angelegten Sicherheitskampagnen und massenmedialen Formaten. Zum anderen sind Prozesse der Akkumulation und Weitergabe von Expertise und „sicherheitsrelevanten“ Wissensbeständen von Interesse. 

Die Konzepte und Strategien von Verkehrserziehung verwiesen auf gesellschaftliche Ordnungsvorstellungen und standen stets im Wechselverhältnis mit technologischen und wissenschaftlichen Entwicklungen. Anhand der Verkehrssicherheit fanden vielfältige Aushandlungsprozesse statt – etwa über geeignete Maßverhältnisse von Sicherheit und Risiko, von Regulierung und Selbstorganisation. Eine Geschichte der Verkehrserziehung leistet demnach einen Beitrag zu einer Gesellschaftsgeschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert, indem sie Leitbegriffe wie Gemeinschaft, Demokratie, Freiheit und Selbstverantwortung und Freiheit thematisiert.