Das Studium der Altorientalistik vermittelt grundlegende Kenntnisse der Sprachen, Geschichte und Kulturen des Alten Orients sowie Methoden wissenschaftlicher Arbeit in der Altorientalistik. Das Fach ist als Bachelorstudiengang und Masterstudiengang studierbar.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Rekonstruktion des Ischtar Tors aus Babylon im Vorderasiatischen Museum Berlin. Fotonachweis: Staatliche Museen zu Berlin, Vorderasiatisches Museum / Olaf M. Teßmer.
Rekonstruktion des Ischtar Tors aus Babylon im Vorderasiatischen Museum Berlin. Fotonachweis: Staatliche Museen zu Berlin, Vorderasiatisches Museum / Olaf M. Teßmer. CC BY-NC-SA 4.0

Altorientalistik in Leipzig

Die Altorientalistik – an anderen Universitäten auch Assyriologie oder Keilschriftforschung – ist die Wissenschaft von Sprachen, Geschichte und Kulturen des Alten Orients von circa 3000 vor Christus bis zur Zeitenwende. Ihr geographischer Raum umfasst weite Teile Vorderasiens auf dem Gebiet der modernen Staaten Irak, Syrien, Türkei und Iran sowie benachbarter Länder.

Hauptquelle der Altorientalistik sind etwa 550.000 Texte, die mit Keilschrift auf Tontafeln geschrieben sind und die Jahrtausende überdauert haben. Diese Keilschrifttexte stellen das älteste und, nach dem Altgriechischen, zweitgrößte Textkorpus des gesamten Altertums dar. Der größte Teil dieser Texte liegt allerdings noch unpubliziert in zahlreichen Museen und Privatsammlungen der Welt. Archäologische Ausgrabungen bringen zudem jährlich neue Tontafeln zum Vorschein, so dass die Zahl der Texte immer weiter wächst. Jeder neu ausgegrabene oder publizierte Text stellt unser Wissen vom Alten Orient auf den Prüfstand, erweitert es und zwingt uns oft genug zur Revision bisher vertretener Ansichten. Die Altorientalistik ist daher mehr als andere philologisch-historische Wissenschaften eine höchst forschungsintensive, sich schnell entwickelnde und verändernde Disziplin.

Die Altorientalistik gliedert sich in folgende nach den Sprachen definierte Teilgebiete:

  1. Akkadisch
    Die semitische (das heißt mit dem Arabischen verwandte) Sprache der Babylonier und Assyrer wurde einst in Mesopotamien (Irak, Syrien) gesprochen und war darüber hinaus im gesamten Vorderasien gebräuchlich. Akkadisch war vom 3. bis zum 1. Jahrtausend vor Christus durchgehend belegt. Das Akkadische ist geographisch und chronologisch die am weitesten verbreitete und nach der Zahl und Diversität der Texte die best bezeugte Sprache des Alten Orients.
  2. Sumerisch
    Die mit keiner anderen Sprache verwandte, älteste überlieferte Sprache der Menschheit, die Sprache der Schrifterfinder aus dem südlichsten Viertel Mesopotamiens, wurde vom 3. bis zum frühen 2. Jahrtausend vor Christus, im Kult und in der Wissenschaft auch noch später, gebraucht.
  3. Hethitisch
    Hethitisch ist die älteste belegte indoeuropäische (das heißt mit dem Deutschen, Englischen, Lateinischen, Griechischen und Altindischen verwandte) Sprache der Bewohner Kleinasiens (Türkei) aus der Mitte des 2. Jahrtausends vor Christus. Neben dem Hethitischen stehen die nur unzureichend bekannten Sprachen Luwisch (in Keilschrift sowie einer eigenen Hieroglyphen-Schrift geschrieben), Palaisch (beide mit dem Hethitischen verwandt) sowie Hattisch (eine isolierte, mit keiner anderen verwandte Sprache).
  4. Amurritisch, Ugaritisch, Phönizisch und Altaramäisch
    Die vier miteinander eng verwandten, nordwest-semitischen Sprachen aus dem 2. und 1. Jahrtausend vor Christus wurden in Syrien gesprochen. Amurritisch ist nur durch eine sehr große Zahl von Personennamen und einige Lehnwörter im Akkadischen rekonstruierbar. Die anderen drei Sprachen sind durch Texte in den ältesten Alphabeten der Welt überliefert.
  5. Hurritisch und Urartäisch
    Hurritisch und Urartäisch sind zwei miteinander verwandte, aber sonst an keine andere Sprache anknüpfbare Keilschriftsprachen. Erstere wurde im 3. und vor allem 2. Jahrtausend in Mesopotamien (Irak, Syrien) und Kleinasien (Türkei) gesprochen, letztere im 1. Jahrtausend vor Christus in der Südosttürkei und Armenien.
  6. Elamisch
    Elamisch ist eine isolierte Sprache aus dem Südwesten Irans, vom 3. bis zum 1. Jahrtausend vor Christus, allerdings etwas ungleichmäßig belegt.
  7. Altpersisch
    Die indoeuropäische Sprache des Achämenidenreichs aus der 2. Hälfte des 1. Jahrtausends vor Christus wurde in einer eigenen Keil-Silbenschrift geschrieben.

Ziel des Studiums der Altorientalistik ist

  • der Erwerb grundlegender Kenntnisse der Sprachen, Geschichte und Kulturen des Alten Orients sowie
  • der Erwerb der Methoden wissenschaftlicher Arbeit in der Altorientalistik, insbesondere der philologischen Textanalyse und kulturhistorischen Quelleninterpretation.

Altorientalistik ist im Bachelor und Master studierbar. Die wichtigsten benachbarten Fächer an unserer Universität sind Ägyptologie, Alte Geschichte, Altes Testament, Klassische Archäologie, Klassische Philologie und Orientalistik.

Das Studium der Altorientalistik verlangt Begabung und Ausdauer für das Erlernen schwieriger Schriften und Sprachen, ein ausgeprägtes historisches Interesse und das Vermögen, sich in die in vielem ganz andersartigen Kulturen des Alten Orients einzufühlen. Zudem führt das Studium frühzeitig an wissenschaftliche Arbeitsweisen heran. Der hohe Anspruch und die Forschungsnähe vermitteln Schlüsselqualifikationen für eine Vielzahl von Berufsfeldern im Kulturmanagement (zum Beispiel im Bereich der Medien oder Museen), sowie an universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Seminare in der Altorientalistik zeichnen sich durch kleine Gruppen und eine gute Betreuungssituation aus. Das Foto zeigt ein Keilschriftlektüreseminar mit Prof. Dr. Michael P. Streck im Unterrichtsraum des Instituts
Seminare in der Altorientalistik zeichnen sich durch kleine Gruppen und eine gute Betreuungssituation aus. Das Foto zeigt ein Keilschriftlektüreseminar mit Prof. Dr. Michael P. Streck im Unterrichtsraum des Instituts.…

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