Seit ihrer Auffindung in den Thermen des Caracalla in Rom im Jahr 1545 gehört die knapp vier Meter hohe Skulpturengruppe des sog. Toro Farnese zu den spektakulärsten Beispielen antiker Skulptur. In severischer Zeit (frühes 3. Jh. n. Chr.) aus einem einzigen Marmorblock gearbeitet, handelt es sich um die steinerne Kopie eines berühmten hellenistischen Werks, das uns selbst nicht erhalten ist. Die Sammlung der Abgüsse im Antikenmuseum der Universität Leipzig verfügt seit dem späten 19. Jahrhundert über eine der wenigen Abformungen ebendieser Gruppe. Der damalige Direktor Johannes Overbeck hatte sie als Glanzstück für die Neuaufstellung der Abgüsse im Hauptgebäude der Universität am Augustusplatz erworben. Seit den 1960er Jahren befindet sie sich jedoch in ihre ca. 50 teils zerbrochenen oder beschädigten Einzelteile zerlegt im Magazin. Da aufgrund ihrer Größe ein Wiederaufbau in den vorhandenen Räumen nicht möglich ist, kann das vielseitige Potenzial der historisch bedeutenden Gruppe derzeit weder für die Forschung noch für die Lehre ausgeschöpft werden. Dies steht exemplarisch für die Herausforderungen der Leipziger Sammlung mit ihren ca. 800, zum großen Teil über 150 Jahre alten Gipsabgüssen. Der Gipsabguss des Toro Farnese soll daher im Rahmen des Projekts als virtuelles dreidimensionales Modell wiedererstehen.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Skulpturengruppe des Toro Farnese, Foto: Antikenmuseum
Skulpturengruppe des Toro Farnese, Foto: Antikenmuseum

Ziel ist es, am Beispiel des Toro Farnese Verfahren der digitalen Dokumentation von historischen Abformungen antiker Skulpturen weiter zu entwickeln, um die Abgüsse über ihre Aufbewahrungsräume hinaus weltweit und nachhaltig für Forschung und Lehre nutzbar zu machen. Dabei wird der gesamte Prozess von der restauratorischen Vorbereitung der einzelnen Bestandteile des Abgusses, über die digitale Dokumentation bis hin zur langfristigen Sicherung und Nutzung der Digitalisate für archäologische und restauratorische Fragestellungen modellbildend optimiert. Das Vorhaben stellt zugleich einen ersten Schritt zur vollständigen digitalen Erschließung der überregional bedeutenden Sammlung der Leipziger Abgüsse dar. Dabei werden sowohl neue Technologien für archäologische Fragen eingesetzt als auch die Verfahren selbst anwendungsorientiert weiterentwickelt.

Projektlaufzeit: 2022-2025, gefördert durch die Sächsische Aufbaubank. 

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